Konjic und Titos Bunker


In Konjic können wir erstmal unsere Unterkunft nicht finden. Dafür finden wir in einer Bar nahe der angegebenen Adresse jemanden, der normalerweise in einer nahegelegenden Munitionsfabrik arbeitet und gerade auch nichts Besseres zu tun hat als mit uns auf die Suche zu gehen und den Besitzer für uns anzurufen.

Der empfängt uns im feinsten Aufzug, da er für uns gerade eine Hochzeitsfeier verlassen hat.

Umgehend sind wir auch schon in unsere Wohnung gezogen, die sich als wahrer Palast entpuppt. Auf dem Balkon blicken wir über die Dächer von Konjic, paffen Zigarre und genießen den lokalen Wein. Es gibt schlimmere Tage.


Es gibt schlimmere Abende.

Am Tag sehen wir die schöne Seite von Konjic, auch wenn sie auf eine Brücke und ein paar Altstadthäuser reduziert werden kann. In einem Cafe mit einer angenehmen Musikplaylist und einem randalierenden Katzenbaby namens Maus warten wir ab. Wir möchten an einer Führung durch den nahegelegenen Bunker Titos teilnehmen. Das Millardenprojekt wurde im Laufe der Jahrzehnte des Kalten Krieges gebaut und war pünktlich fertig, als Tito starb und die Sowjetunion zusammenbrach. Heute können alle willigen Touristen sehen, was Tito nicht sehen konnte, aber wie er und dreihundert seiner Gefolgsleute die Jahre eines nuklearen Winters verbringen hätten können.

Im Charme der 70er empfangen uns die einzelnen Zimmer der nie eingezogenen Mitbewohner. Die Führerin erklärt uns den Irrsinn der Zeit, des verwendeten Geldes und auch der heutigen Problematik des Landes. Gewaltige Wasserreservoirs, monströse Dieselgeneratoren und riesige Belüftungsanlagen sollten die Anlage mit dem nötigsten versorgen. In einem Büro befinden sich Siemens-PCs der ersten Generation. Die wurden niemals angeschaltet.



Heute haben sich viele Künstler in einer Dauerausstellung im Bunker verewigt. Dabei zeigen sie auch den Irrsinn des Krieges in ihrem Land. Zu den Ausstellenden gehören auch Künstler aus Korea und aus dem Iran.

Wir sind froh wieder an die frische Luft zu kommen. Wenn es uns jetzt schon den Atem abschnürt, wie können Menschen so unter dem Berg für Jahre leben können?



Es zieht uns wieder in die Natur und wir entdecken den See Boračko auf der Karte. Auch jetzt passen wir das Wetter perfekt ab. Unter einem Dach genießen wir Forelle, Bier und trocken zu bleiben, während nach Stunden der Sonne plötzlich ein Schauer vom Himmel bricht.

Wir müssen etwas länger bleiben, da durch einen Triathlon die Straßen für eine Weile geschlossen werden. Dann aber ist der Weg frei und wir erreichen am späten Nachmittag die Hauptstadt des Landes.