Verloren in den Tälern von Shatili


Durch Regen, Hagel, Donner und Blitz fahren wir ins Tal. Gespenstisch ragen zwischen Regenschwaden immer wieder vereinzelte Wehrtürme auf.

Wir gelangen zu einem Pass hoch nach Chewsuretien, während sich Richtung vor uns ein Gewitter am Horizont aufbaut. Gegen den Himmel kann man bereits die Säulen aus Regen beobachten.



Unterwegs treffen wir auf Reiter, die uns anhalten. Sie bitten uns einen ihrer Leute bis nach Shatili mitzunehmen.

Der ältere Herr erklärt uns im Auto auf russisch, dass er irgendein Problem mit dem Knie hat.




Der Regen hört auf, kaum dass wir in der alten Festung von Shatili angekommen sind. Wir lassen den Wagen stehen und erkunden den historischen Schauplatz.

Es ist erstaunlich, dass diese Türme hier eine Einheit bilden und wie in einem Irrgarten durch zahlreiche Brücken und Treppen miteinander verbunden sind.


Die mittlealterliche Wehr-Stadt Shatili

Wir fahren eine kleine Straße weiter Richtung Grenze nach Tschetschenien und sind uns nicht mehr sicher, ob wir noch in Georgien oder schon versehentlich in der russischen Republik gelandet sind. Bevor es dunkel wird fahren wir den Fluss entlang an den beindruckendsten Sandsäulenformationen und finden eine perfekte Lagerstelle am Fluss auf ebenem Grund zwischen ein paar Bäumen. Überall liegt perfektes Feuerholz. Niemand ist hier.Wir machen ein Lagerfeuer, es ist feucht genug, dass man keine Gefahr für den Wald befürchten muss.

Wir sind total ekstatisch, elektrisiert von der prickelnden Ahnung illegal in Tschetschenien zu sein sowie auch von der guten Stelle mit einem großartigen Feuer. Wir haben Essen und Wein im Überfluss, zudem noch Reste von Chacha und Whisky. Ich öffne die Türen des Autos, starte den Motor und lasse mit größter Lautstärke Musik von Schandmaul, Linkin Park und Epica laufen, während wir dazu um das Feuer tanzen…


17. September

Ich wache auf, im Zelt, im Schlafsack, auf meiner Isomatte. Ich weiß, dass wir vor unserer Orgie das Zelt aufgebaut hatten. Und ich weiß, dass Schlafsack und Matte dann noch tief im Rucksack gelegen haben. Leichter Rauch zieht aus der Asche der Feuerstelle. Die Sonne ist bereits aufgegangen, der Fluss plätschert und macht mir klar, dass mir sehr sehr übel ist und ich große Kopfschmerzen habe. Mir fällt auf, dass der Zelteingang offen ist und ich deshalb Zeuge dieser morgendlichen Phänomene bin. Ein Bein hängt aus dem Zelt. Ich erinnere mich, dass ich mich in der Nacht ein paar Mal draußen erbrochen habe.

Wie bin ich in den Schlafsack, wie in das Zelt gekommen? Wann?

Die Autotüren sind ordentlich geschlossen. Wie ist das passiert? Ich höre von Uli ein leises Stöhnen und als er sich sehr langsam aufrichtet lese ich die gleichen Gedanken und den gleichen Kater aus seinem Gesicht ab.

Die Abenteuerlust ist gedämpft, aber nicht verschwunden. Und so, nachdem wir wieder alles zusammengeräumt haben (wir stellen fest, dass die Hälfte des 5 Liter Kanisters fehlt), setzten wir unseren Weg ins Unbekannte fort. Laut Google waren wir zwar in Russland, aber die Straße führte wieder nach Georgien. Zugegebenermaßen eine sehr kleine Straße auf der Karte.



Wir gelangen zu zwei weiteren Steinturmdörfern und klettern unter starken physischen Schmerzen hinauf. Wir folgen weiter der Straße und werden von einem georgischen Soldaten angehalten. Er kontrolliert unsere Pässe und fragt, wo wir hinwollen. Wahrheitsgemäß sagen wir, dass wir den Weg verfolgen und neugierig sind.

Der Mann erklärt uns die beiden Richtungen an dieser Verzweigung und welche Dörfer wir erreichen. Unter der Bedingung am selben Tag zurückzukehren lässt er uns weiter fahren. Wir durchqueren ein steiles Tal, eine Herde Kühe (“craaazy”) und finden das beschriebene Dorf auf einem Hang.



Die Straße führt aber immer noch weiter. Ihr Zustand ist noch schlechter als zuvor, aber wir sind neugierig. Um wenige Biegungen müssen wir wieder den Fluss durchqueren. Die Strömung ist schon ordentlich, aber wir haben den Fluss vorher schon durchquert. Also, Augen zu und durch… und wir verlieren mitten im Fluss den Halt zum Boden. Alle vier Räder drehen durch, Uli und ich geben nur ein lautes “Schei*****” von uns. Die Kiste treibt mit der Strömung. Ich gebe weiter Gas in der Hoffnung doch halt zu finden. Und tatsächlich erwische ich einen hohen Stein im Wasser, über den ich nach vorne getrieben mit den Vorderrädern wieder Halt finde und sich das Auto ans Ufer zieht. Durchatmen. Wir fahren die Straße weiter und stehen schon wieder am Fluss, der die Straße trennt. Um es nur auszuprobieren ist uns das nun doch zu heikel. Aber wir müssen die letzte Stelle wieder zurück.

Wir kehren um, ich betrachte den Fluss genau und erahne eine gute Linie in einem großzügigen Bogen um die direkte Linie von der Stelle, wo wir in den Fluss hinein müssen und wo die Straße wieder anfängt. Durchatmen. Und dann geht es wieder ins Wasser. Und es klappt. Der Pajero kämpft mit allen vier Rädern, wir hören viele Steine gegen den Unterboden knallen, und dann wieder das leichte vertraute Geräusch richtigen Bodens unter dem Gummi.



Auf der Rückfahrt winken wir dem Soldaten zu, kommen an der Stelle unserer durchzechten Nacht vorbei, an der Festung von Shatili, dem Pass und der Pferderennbahn. Wir finden eine gute Stelle abseits der Straße, wo es flach ist und idealerweise viel Feuerholz liegt.

Um uns herum sind die Berge und Wald, und zum. Knacken des Feuers, über dem ich mir eine Wurst brate, heult ein Käuzchen.


Sooo… müüüde

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