Die Reise in die Wildnis

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2. August

 
Gleich geht es mit einer kleinen Höllenmaschine, einer Antonov 24, nach Norden weit über den Polarkreis hinaus.
 
Es hat hier wenig geregnet, was wir über unseren Kontakt erfahren, weshalb unsere Pläne wieder unsicher werden. Wir lassen uns nicht mit einem Boot, sondern mit einem fetten Ural Fahrzeug über das Gebirge bringen. Dann müssen wir mal sehen und eventuell mit dem schweren Gepäck erst einige Kilometer stromabwärts laufen und hoffen, dass der Fluss tief genug zum Paddeln wird…
 
Wir müssen die museumsreife Maschine fotografieren, was uns aber von aufmerksamen Mitarbeitern der Flugsicherung verboten wird. Wir bekommen unsere Aufnahmen trotzdem. Diese Maschinen wurden von 1949-79 gebaut. Wenn wir Glück haben ist unser Seelenverkäufer also nur vierzig Jahre alt.
 

In die kleine Kabine passen bei voller Besetzung vierundvierzig lebensmüde Menschen, allerdings ist die Maschine nicht voll besetzt und ein Großteil des Platzes mit dem Gepäck belegt, für den es sonst keinen Stauraum zu geben scheint. Neben Gewehren und Gitarren scheinen Haushaltsgeräte und Fernseher sehr beliebt zu sein.      

Zur Aufmunterung gibt es kurz vor dem Start gratis Bonbons von ausdrucksloser Flugbegleiterin mit dem Charme der rostigen Patina der Turbinen. Meine Vermutung ist, dass man mit dem Annehmen der Süßigkeiten die Fluggesellschaft von jeglicher Haftung im Schadensfall freispricht.

Auf eine Sicherheitsunterweisung verzichtet man gleich ganz. Wozu auch? Notausgänge gibt es nicht, von Sauerstoffmasken hat man noch nie gehört und Schwimmwesten helfen in Sibirien auch nicht weiter.  

Uli, der Mechaniker, äußert, als die Rotoren anspringen: “Oh Gott. Ich habe Angst”   Unsere Hoffnung ist, dass der Pilot auf seinem gewohnten Alkoholniveau liegt, um die Kiste sicher zum Ziel zu bringen.

Gegen jede Erwartung hebt die Maschine mit vermutlich allen Teilen ab und dreht ihre Runde über der Lena, dem großen Strom Sibiriens. Diesen Fluss kann man selbst aus dem Weltraum sehen. Viele Inseln liegen inmitten des riesigen Gewässers und Lastenschiffe bahnen sich ihren Weg.    

Wir fliegen über das Gebirge, in welchem überraschend wenig Schnee liegt. Es wirkt sehr karg. Erst dahinter lassen sich einzelne Eisfelder (“Naled”) erkennen. Diese schmelzen das gesamte Jahr über nicht.  

Auf einer Schotterepiste im Nirgendwo kommen wir zum Stehen. Eine kleine Baracke markiert das Flughafengebäude. Ein Laster bringt unser Gepäck, das wie Hilfsgüter im Krisengebiet an die Stärksten verteilt wird. Durch einen Zaun daneben verlassen wir das Flugfeld und betreten Batagay-Alyta, den Vorhof von Nirgendwo.

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