Neujahr in Karlskrona


Liebes Tagebuch

Wir haben eine lange Zugfahrt hinter uns, Sara und ich. Von Freiburg im Breisgau brechen wir direkt nach den Weihnachtsfeiertagen mit der Familie auf, um Freunde von Sara in der schwedischen Stadt Karlskrona zu besuchen. Wir haben etwas Pech. Dank einem Chaos am Freiburger Hauptbahnhof, gepaart mit mangelnden Hinweisen am Zug verpassen wir unsere Gelegenheit und können erst einen Tag später als geplant losfahren.

Als wir endlich in unserem Zug sitzen, in Richtung Kopenhagen fahren haben und versuchen zu schlafen haben wir es außerdem mit einem Betrunkenen zu tun, der zuerst vom Sitz auf unseren Schoß und dann auf den Boden fällt, wodurch der Bordservice den Zug im Bahnhof Mainz erstmal außerplanmäßig länger halten lässt, um der Ambulanz und der Bundespolizei Gelegenheit zu geben, den Kerl aus dem Zug zu schaffen und genauer anzusehen.

Nach einem schönen Aufenthalt in Kopenhagen kommen wir spät in der Nacht in Karlskrona an. Dort warten die Freunde von Sara auf uns, die uns in ihr Zuhause einladen und mit denen wir gemeinsam das Neujahr feiern werden.

Sara kennt Vida noch aus den Tagen, in denen sie selbst in dieser Stadt studierte. Sara ist jedoch nach Deutschland gezogen, Vida ist geblieben und hat eine Familie gegründet.

Die Familie lebt in einem hübschen, typisch schwedischen Holzhaus am Rande der Stadt. Obwohl Karlskrona klein ist sind die Entfernungen nicht gering. Das liegt sicher auch daran, dass Schweden viel Platz hat. Daher müssen wir für den Weg in die Innenstadt das Auto nehmen.



Da sich Karlskrona direkt an der Ostsee befindet haben wir es nie weit bis zum Meer. Die See ist stehts ruhig und ich habe den Eindruck, dass lediglich ein gemütlicher See hinter dem Ufer liegt, statt dem Vorhof zu den Weltmeeren.

Ebenfalls gibt es viele Inseln, die der Stadt vorgelagert sind und eine Menge Natur. Man möchte direkt von der Einkaufsstraße ins Kajak steigen und auf das Haus auf seiner Insel paddeln.

Das Wetter spielt mit. Auch wenn die Sonne so weit im Norden kaum auf- und sehr früh wieder untergeht haben wir immerhin klares Wetter und durch den niedrigen Sonnenstand meistens ein unglaublich schönes Licht.

Das nutze ich natürlich ebenfalls gerne für meine Fotos.

Unsere Gastgeber lassen uns freie Hand und auch gerne ihren Wagen. Daher können wir die Gegend gut auf eigene Faust erkunden.



Die Architektur lässt nichts an Wünschen an schwedische Klischees übrig. Weiße und rote Holzhäuser finden sich an jeder Ecke und geben ein wunderschönes Bild ab.

Die Bäume tragen keine Blätter, dadurch bleiben die Farben um uns in einem pittoresken Komplementärkontrast aus Orange und Blau.




Für Schweden ist diese Stadt von Bedeutung für ihre Universität und als Marinestützpunkt. Schon im Mittelalter war die Befestigung strategisch wichtig, denn Schiffe auf dem Weg zwischen Ostsee und Nordatlantik lassen sich von hier einfach abfangen.

Wir schlendern durch die Stadt und die Geschäfte. Gerade Restaurants und Bars haben diese Tage geschlossen, sodass es nicht viel zu erleben gibt. Aber die Ruhe gibt uns Kraft.

Wir besuchen ein Marinemuseum, in dem wir viel über Schweden und seine Schiffe erfahren. Außerdem kommen wir in den Genuss eines Buffets der Museumskantine. Ähnlich, wie man es aus Ikea kennt und die schwedische Art kostengünstig heimisches Essen zu genießen.



Netterweise nimmt sich Vida Zeit für uns, um uns ein paar schöne Ort zu zeigen. So fahren wir zum Beispiel auf die kleine Insel Aspö, die vor der Stadt liegt. Eine Autofähre bringt Umsonst die Anlieger zum Festland bzw. umgekehrt. Alle Inseln in Schweden werden umsonst mit dem öffentlichen Nahverkehr versorgt, lerne ich.

Aspö ist ganz hübsch und die Vorstellung ist faszinierend, dass man hier in einem Stadtteil von Karlskrona lebt, der eine eigene Insel ist, und dass man umgekehrt in seinem Haus inmitten des Meeres lebt, aber ganz normal zur Arbeit fährt.

Eine Zitadelle zeugt auch hier noch einmal von der strategischen Bedeutung des Ortes.




Wir feiern gemeinsam auf ziemlich persische Art das Neujahrsfest. Viele Freunde unserer Gastgeber kommen und es gibt ein großes Essen. Für das Feuerwerk fahren wir auf einen Hügel. Der Blick geht weit, nur ist Karlskrona offenbar in keiner großen Feierstimmung und das Feuerwerk fällt sehr klein aus.

Unsere Gastgeber nehmen uns mit dem Auto ins Umlnd der Stadt. Wir nutzen das Tageslicht, um zu den zahlreichen Seen zu fahren. Die Tage in Schweden gehen wieder zu Ende und niemand sollte ahnen, dass sich in den nächsten Wochen die weltweite Corona-Pandemie anbahnt.

Als nächstes Ziel fahren wir mit der Fähre nach Polen, um die berühmte Ostseemetropole Danzig zu besuchen.