Schweden auf eigene Faust


Nach Aland bleiben wir noch etwas in Stockholm bei Couchsurfer Steve und ein paar Outdoor Geschäften. Wir verbringen die Nacht nicht noch einmal bei ihm zuhause. Stattdessen bringt er uns zu einer schönen Stelle an einem See, an der wir grillen und übernachten können.

Es zeigt sich allerdings, dass sich die Spannungen zwischen Christian Adeler und mir intensivieren und ich seine Tendenz auch vor Kriminalität nicht zurückzuschrecken nicht mehr hinnehmen kann.

Wir hatten bereits viele Streits und nach einer weiteren Eskalation verlasse ich Stockholm mit dem nächsten Zug. Es wird leider nicht das letzte Mal sein, dass ich von ihm höre. Nach meiner Rückkehr sollte er versuchen mit “rechtlichen Mitteln” und Anschwärzen bei meinem Arbeitgeber das Videomaterial der Åland-Reise zu erpressen. Bei all den Reisen, die ich bisher tätigte, ist dies die erste negative Erfahrung mit einem Menschen.



Mich zieht es wieder in die Natur, daher nehme ich kurzum den Zug in Richtung Norden und finde durch Google ein hübsches Örtchen namens Marma, das direkt am einem See liegt und gute Möglichkeiten verspricht, um das Zelt am Ufer aufzubauen.

Auf dem Weg dorthin habe ich noch Zeit für die wunderschöne Uni-Stadt Uppsala. Die Sonne strahlt und zeigt die Stadt voller Lebensfreude.



In Marma angekommen hält der Ort sein Versprechen; der See lädt zum kühlen Bad ein und es ist kaum jemand da, sodass ich mein Zelt wirklich direkt am Wasser aufstellen kann. 

Die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht wirklich unter;

richtig dunkel wird es nicht. Während der langen goldenen Stunde beobachte ich eine Gruppe Wildgänse, die auf dem See, der eigentlich ein Fluss ist, schwimmt, und telefoniere mit meinen Freunden daheim. 



Am nächsten Morgen packe ich wieder meine Sachen und laufe die letzte Etappe des Upplandsleden, der hier entlang führt. Hier ist der Weg fantastisch, er führt über Ebenen weichen Waldboden und häufig direkt am Wasser entlang. Der Fluss ist voller Inseln und man muss immer wieder kleine Brücken überqueren. Der Weg endet in Älvkarleby. Am Läxon wird der Fluss gestaut. Das Flussbett ist beeindruckend, einst muss das Wasser über große Felsen und enge Kurven gepeitscht sein.

Noch immer ist der Ort eindrucksvoll und ein historisches Dorf am Fuße des Flusses lädt Touristen ein. Ich überspringe den Marsch auf der Straße und nehme den Bus nach Skutskär; in dem Ort habe ich auf Google einen fantastischen Sandstrand ausgemacht, an dem ich übernachten will. 



Als ich mich im Supermarkt mit Vorräten eindecken möchte kommt es gleich zu zwei interessanten Begegnungen. Ich versuche mir eine Packung Lakritze aus der Vielfalt des Angebots auszuwählen. Der Mann neben mir spricht mich an und bietet mir seine Hilfe an. Ich bin überrascht und erwidere, daß ich von der Auswahl erschlagen bin und beschreibe meinen Geschmack. Wir unterhalten uns über die große Welt der Lakritze, da zupft mich eine Angestellte aufgeregt am Hemd und fragt wegen dem iranischen Sticker an meinem Rucksack, ob ich dort gewesen sei.

Ich erwidere eine Vorstellung auf persisch und die Frau ist nicht mehr zu halten und fragt mich aus. Mina drückt mir ihr Telefon in die Hand und bittet mich, meinen Namen bei Instagram zu suchen und zu folgen, während sie wieder an die Kasse eilt. Zwischendurch erklärte sie noch dem Mann auf schwedisch, wie unglaublich sie es findet jemanden zu begegnen, der in ihrer Heimat gewesen ist. 



Als der Mann hört, dass ich zu dem Strand laufen will, bietet er mir an mich zu fahren, da es sich weit ist. Nicht wegen der Entfernung, aber wegen der Aussicht auch weiter anzufreunden sage ich zu. Er stellt sich als Rolf vor und scherzt über seinen deutschen Namen. Während wir seinen großen Einkauf in den Volvo laden erzählt mir der Rentner, dass er nun Lebensmittel und Medikamente an andere alte Leute fährt, die zur Sicherheit vor Corona zuhause bleiben. Er bewundert, dass ich keine Angst vor der Krankheit habe und meinen Reiseenthusiasmus. Am Strand angekommen machen wir noch ein Selfie zusammen und tauschen die Facebook Kontakte aus. 

Der Sandstrand lockt einige Menschen an, doch voll ist es nicht. Das Wasser ist kalt, aber man gewöhnt sich schnell daran. Man muss jedoch lange ins Wasser laufen, bis es tiefer wird. Zu meiner Überraschung ist das Wasser nicht salzig. Ich befinde mich bereits am Bottenmeer. Wieder kann ich mein Zelt direkt am Strand aufbauen. Die Blicke der anderen teilen mir mit, dass sie das ganz schön ungewöhnlich, aber cool finden. 


Lektion über Schweden: Das Meer muss nicht immer salzig sein

Das Bottenmeer ist der Teil der Ostsee, der durch die finnischen Schären abgegrenzt ist und durch den enormen Zufluss von Süßwasser durch die Flüsse Finnlands und Schwedens wenig Salz enthält. Wenn man es trinkt hat es lediglich einen feinen salzigen Geschmack, ansonsten hat man den Eindruck am Ufer eines gewaltigen Sees zu stehen.