Nomaden und Rentiere

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8.-10. August

 

Wir machen Wanderetappen zurück. Wir müssen unser Gepäck in mehreren Paketen tragen, zurückkehren und den Rest holen. Es lohnt sich nicht mehr zu treideln, da hinter uns schon ganze Läufe versiegt sind. Ein neugieriges Streifenhörnchen begleitet uns zeitweise. Ansonsten sehen wir nicht viel von der Tierwelt. Wir nehmen an, dass es sich um kluge Tiere handelt, da diese den Jagdeifer der Jakuten bisher überlebt haben. Es ist ein Wettlauf um Trinkwasser und Feuerholz. Die versiegten Rinnsale sind kaum wiederzuerkennen.

Wir erreichen Konstantin über das Satellitentelefon und erfahren, dass die Nomaden in unsere Richtung ziehen. Wir fragen nach Hilfe, um nach Batagay-Alyta zu kommen. Leider ist keine Freundschaft entstanden und er fordert noch höheren Preis als vorher.   Die Steuerung unserer Drone Problem funktioniert nicht und macht uns Probleme. Das System meldet magnetische Störungen. Wir verdächtigen den hohen Eisengehalt der rötlichen Berge dafür verantwortlich zu sein. Doch später wird sich herausstellen, dass es vermutlich an der nördlichen Lage und der abweichenden magnetischen Deklination liegt.  

  Wir haben nur noch eine kleine Etappe durch das Flussbett bis zur Quelle vor uns. Dann müssen wir unser Gepäck diesmal selbst über den Pass tragen. Es ist sehr anstrengend, aber wir schaffen es.   Erschöpft erreichen wir das Lager der Evenen, die wie angekündigt zu unserem Vorteil uns entgegen gezogen sind.

Wir werden sofort auf die große Herde aus Rentieren aufmerksam, die auf der Ebene von Kindern getrieben wird. Während ein paar Jungen, die nicht älter als zehn sind, um die Herde rennen und winken, reitet ein Mädchen von etwa vierzehn Jahren und gibt die Richtung an.  

Wir begrüßen die Leute und werden sofort aufgefordert in einem Zelt zu essen. Wir bauen unser Zelt auf und werden noch einmal zum Abendessen eingeladen. Die Kinder kommen dazu und ein Mütterchen in einem traditionellen Rock scheint den ganzen Tag nichts anderes zu tun als Essen zu kochen, das in dem Speisezelt bereit steht, falls einer Hunger hat. Es gibt Steinbock mit Nudeln; an die Kinder verschenken wir Gummibärchen, die wir für genauso solche Begegnungen mitgenommen haben.  

Wir versuchen Kontakt zu Konstantin aufzubauen, der seltsamerweise auf unsere Zusage nicht mehr antwortete. Die Kommunikation funktioniert schlecht mit der Google Übersetzung, aber die wichtigsten Dinge können wir uns klar machen. Die Nomaden sprechen selbst auch nur leidlich russisch, ihre Sprache ist das Yakutische.  

Bevor wir uns hinlegen spiele ich noch in der polarnächtlichen Dämmerung auf der Gitarre und locke dabei die Kinder an.   Unsere Heimkehr ist ungewiss. Nehmen wir mit Konstantin den teuren LKW oder gehen wir das Risiko ein mit Pferden einen Teil der Strecke zu reiten und den Rest des Weges aus eigener Kraft zu bewältigen? Es liegen noch 120 Kilometer zwischen uns und der nächsten Zivilisation in Batagay-Alyta. Wir beschließen zu schlafen und die Entscheidung am nächsten Morgen zu treffen.  

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