Singapur


Ich habe meine Reise in Richtung der Philippinen begonnen und lege fürs erste einen Stopp für ein paar Tage in Singapur ein. Unterwegs bin ich mit Janina.

Die Stadt birgt viele Assoziationen mit sich. Zum einen ist es einer der größten Umsteigeflughäfen der Welt, zum anderen ein Schmelztiegel der Kulturen und wer hier auch nur ein Kaugummi ausspuckt wird schwer bestraft.

Der Flughafen ist wirklich eindrucksvoll. Auch wenn ich erstmal nicht umsteigen muss, sondern gekommen bin, um zu bleiben.

Der Flughafen ist sehr künstlerisch ausgestattet und es muss offensichtlich eine Heerschar von Gärtnern beschäftigt sein, um sich um den botanischen Garten zu kümmern, den man passiert, um sein Gepäck entgegen zu nehmen.

Damit steht der Flughafen analog zum Stadtbild. Es ist grün, grün, grün. Voller Parks und Alleen, ewig langem Stadtstrand und architektonisch beeindruckenden Gebäuden.



Es gibt nicht den “Singapurer” an sich. Die Bevölkerung sind Malaien, Inder, Chinesen, Thais, Indonesier und Vietnamesen. Dieser Zipfel in der Archipellandschaft Malaysias der vielen Völker ist erst seit wenigen Jahrzehnten unabhängig von der britischen Krone.

Hinterlassen wurde aber die englische Sprache als Hauptsprache und dessen, was alle Völker hier zusammen hält. Jeder spricht ausgezeichnet englisch und auch jede Beschriftung findet sich so, neben Mandarin und Sanskrit.



Die Leute sind nicht nur freundlich, sondern zuvorkommend. Man braucht sich nur ratlos in der Gegend umzuschauen und jemand kommt schnell um Hilfe anzubieten. Man zeigte mir schnell, wo der Bus Richtung Stadt abfährt. Man muss bar zahlen, der Busfahrer kann aber nicht wechseln und vom Geldautomaten erhielt ich nur große Scheine. Das Problem müsste jeder Ankömmling haben, müsste man meinen. Der Busfahrer erlässt uns kurzer Hand einfach den Preis drückt mir gratis ein Ticket in die Hand.

Auch meinem Gastgeber eines AirBnB stehen dem in nichts nach: eine kleine Lehrerfamilie aus Indien, die eins ihrer Zimmer an Gäste vermieten. Jeder spricht Englisch, sowohl die Leute auf der Straße als auch die Kinder untereinander auf dem Spielplatz. Die Kinder der Gastgeber sprechen sogar schon 5 Sprachen – mit 7 Jahren!

Die Familie lebt in einem Komplex aus mehreren futuristisch anmutenden Hochhäusern, die ummauert und nur durch Schranken begehbar sind. Davon gibt es hier viele.

Unser Komplex nennt sich “Mandarin Gardens”. Es scheint, als hätte man hier überall schicke Hotelanlagen für Langzeitwohnende gebaut. Es gibt einen sehr großen Pool, ein Restaurant, ein Fitnesscenter und sicher noch mehr Dinge, die wir nicht gesehen haben.

Den Pool lassen wir uns definitiv nicht entgegen lassen und werden damit durch die Verführung dieses Luxus dem einfachen Backpackingleben untreu.

Leider muss ich in Singapur feststellen, dass das Allerschlimmste nur Mögliche eingetreten ist: meine Kamera ist kaputt! Alle Bilder werden unterbelichtet. Freunde und Familie geben mir Ratschläge auf facebook und es findet sich dank ihrer Hilfe zumindest ein Trick, um das Problem kurzfristig zu umgehen.

Die Stadt ist eine Mischung aus Moderne und Tradition und schafft es überall sauber zu sein. Nicht, dass es viel Ordnungshüter gäbe, die einen sofort ins Gefängnis stecken, sobald man so aussieht, als hätte man etwas weggeworfen. Gibt es nicht. Die Leute sind so aufmerksam ihren Müll wegzuräumen und es gibt eine Heerschar von Leuten, die sauber macht. Die hohe Arbeitslosigkeit in den Nachbarländern macht es möglich.

Vor Singapur verläuft die Straße von Malakka, eine der meistbefahrensten Schifffahrtsstraßen überhaupt. Mit Blick auf das Meer sieht man am ganzen Horizont Superschiffe, die größten Konstruktionen aus Stahl, die man sich vorstellen kann. Und davon eine ganze Armada.




Vor kurzem wurde Singapur als die teuerste Stadt der Welt ausgezeichnet. Davon merken wir aber zum Glück nicht viel. Das Essen ist überall sehr günstig, wenn man nicht direkt in ein Nobelrestaurant möchte, und auch die Verkehrsmittel kosten nicht viel. Es gibt ebenfalls ein Sprichwort, das sagt: “Es ist unmöglich in Singapur zu verhungern.” Die Mischung all der Nationalitäten hier sorgt für eine bunte Mischung aus Restaurants und einer hohen kulinarischen Vielfalt. Aus vielen Straßenküchen kommen einem die leckersten Gerüche entgegen.

Wir beschließen den ersten Abend mit einem Spaziergang im Dunkeln am nahen Strand zu verbringen, wo wir barfuß durch das warme Wasser laufen, während eine leichte warme Brise über unsere Haut streift. Der Horizont ist erleuchtet von all den großen Schiffen, die in Küstennähe vor Anker liegen. Bei einer Honig-Lychee-Glibberpilz-Suppe lassen wir den langen Tag ausklingen.

Am nächsten Tag wandern wir bei ziemlich heißen Temperaturen die Küste entlang und bewundern das dort entworfene Erholungsgebiet, das sich am Wasser entlang bis in die Innenstadt zieht. Dort nehmen wir die unglaublich moderne U-Bahn, um in den Stadtteil Little India zu kommen. Wie der Name sagt leben dort die Inder der Stadt, die sich dort tatsächlich ein kleines Abbild Kalkuttas aufgebaut haben. Das Viertel zählt mit Chinatown zu den ältesten Bereichen der Stadt und gehört damit zu ihrem Erbe, das immer wieder vor gierigen Investoren geschützt werden muss.



In Little India gibt es einen großen Markt, wo man von der frisch geschlachteten Ziege über Shampoo bis zu leckerem Curry alles finden kann. Für wenige Singapur-$ schlagen wir uns den Bauch mit Mango Lassi, Kokosnuss und Pakora voll.

Überall in diesem Viertel stehen hinduistische Tempel, die wir betreten können, im krassem Kontrast zur modernen Skyline.



In Chinatown gibt noch mehr von allem. Mehr kleine Handwerkerläden mit genauso schönem wie unnötigem Nippes. Und viel mehr Straßenküchen. In den engen, natürlich von klassisch chinesischen Laternenketten gesäumten Straßen drängen sich dicht die Stände und die Menschen müssen sich durch die engen Gassen winden. Eine große Auswahl der chinesischen Küche wird geboten, von gekochten Fischköpfen über geschmorten Fröschen und Haifischflossensuppe bis hin zu Hundertjährigen Eiern wird dem Passanten angeboten.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass man in Singapur viele richtig alte Menschen in den Straßen sieht, die geringe Arbeiten verrichten. Gerade in Lokalen und Straßenküchen sind sie als Tellerwäscher angestellt. Andere kehren die Straßen. Bemerkenswerterweise sind die Senioren viel freundlicher, als die jungen Menschen mit ähnlichen Aufgaben.

Die Leute methusalemischen Alters, bestehend nur aus Haut und Knochen, zu beobachten, wie sie langsam und vorsichtig, aber mit einem Gesicht voller Freude die Gedecke abräumen, regt sehr zum Nachdenken an.

Bevor wir uns zu einer weiteren Köstlichkeit hinreißen lassen wollen wir das noch verbleibende Licht des Tages nutzen, um den Sonnenuntergang von einem der höchsten Gebäude der Stadt zu sehen: dem berühmten Marina Bay Sands Hotel. Genauer gesagt, möchten wir den Sonnenuntergang von der Dachterrasse dieses Nobelhotels sehen, von der ein Teil auch dem Pöbel zugänglich ist – für ein nobles Eintrittsgeld, versteht sich.

Der Aufzug bringt uns fast mit Lichtgeschwindigkeit in den 56. Stock, wo man zufrieden feststellen kann, dass das Geld gut für eine unbezahlbare Erfahrung ausgegeben wurde. Die ganze Stadt, die Skyline, der Hafen und die Straße von Malakka liegen mir zu Füßen.



Zu Füßen liegt uns außerdem ein Park mit beleuchteten, gigantisch großen Palmen aus Metall, die man überwuchern ließ. Genau in dem Moment, als wir dort eintreffen, beginnt auch schon eine akustische Lichtschau.

Die Bäume leuchten dabei im Takt zur Musik von O Fortuna oder Jurassic Park und lassen den tag perfekt zu Ende gehen.




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