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20.-22. September
Unser Ziel ist das bergige Swanetien. Die gute Tamona aus Tiflis warnte und davor, dass hier der Winter schon eingekehrt und knietief Schnee liegen würde.
Bei offenem Fenster und lediglich T-Shirt fahren wir jedoch durch die pitoreskeste Alpenlandschaft – mit Wehrtürmen.
Die Touristenhochburg Mestia
In Swanetien erreichen wir den größten Ort Mestia. Hier wird alles schon auf Tourismus hergerichtet. Wir essen Georgisch und stellen machen bei einer “typisch lokalen Wurst” eine Feststellung.
Während uns aus der Pelle allerlei Röhren und Gefäße aus dem Inneren eines gewiss lokalen Schweines erwartungsvoll angucken, dass nicht jede einheimische Delikatesse unbedingt gut ist. Dafür habe ich dazu einen hervorragenden Wein.
Ushguli
Wir verlassen das zukünftige Touristen-Mekka und schlagen unser Lager mit Feuer in den Bergen auf.
Wir erreichen das Zentrum Swanetiens in einem Dorf namens Ushguli.
Fünftausend Meter hohe schneebedeckte Berge und Gletscher säumen das Tal mit dem antiken Dorf aus Wehrtürmen und schieferbedeckten Steinhäusern, zwischen denen Kühe, Pferde, Ziegen oder Schafe stehen. Auf einem Hügel thront über all dem dem eine alte Kirche.
Es ist noch früh am Morgen und wir schlendern durch einen kleinen Vorort. Niemand ist zu sehen, es wirkt wie ein Geisterdorf. Doch dann kommt eine alte Frau auf mich zu, spricht mich auf Georgisch an und drückt mir ein Säckchen Kräutersalz in die Hand.
Ich bedanke mich sehr mit einem “Gaumajoba”, doch sie gibt mir zu verstehen, dass sie jetzt Geld haben möchte. Ich bin enttäuscht, aber freue mich über ein sehr authentisches Mitbringsel.
Das Orthodoxe Kloster
Wir frühstücken in einem kleinen touristischen Café etwas, sobald dieses öffnet. Danach erkunden wir das Dorf, schlendern durch die engen, verschlungenen Schotterstraßen durch den Wald aus Wehrtürmen und erreichen die alte orthodoxe Kirche auf dem Hügel. Ein Schild an der Tür verwirrt uns. Das Foto einer gutaussehenden Frau ist dort rot durchgestrichen abgebildet.
Sind Frauen nicht erwünscht? Sind Models verboten? In der Kirche sprechen zwei Frauen mit einem gutgelaunten Priester. Also kann es die erste Option nicht sein. Es fragt sich wer die Attraktivität beurteilt und die Konsequenzen durchführt…
Der Gletscher
Wir haben einen neuen Freund gefunden, ein Hund ist plötzlich da und weicht nicht mehr von unserer Seite. Es scheint ein Verlierer in der örtlichen Gesellschaft und wir scheinen sein Schutz zu sein. Hin und wieder kommt ein Hund knurrend auf unseren Freund zugelaufen, in dessen Terrain wir wohl gekommen sind.
Daraufhin winselte unser Hund mit eingezogenem Schwanz zwischen meine Beine und genoss es, dass sich der rüpelhafte Artgenosse nicht mehr weiter traute. Als die Welle aus Marschrutkas allerdings über Ushguli hereinbricht müssen wir wieder weiter ziehen.
Wir sehen eine kaum zu erkennende Piste, die hinter der Kirche in ein Tal in Richtung der Gletscher führt. Die Neugier ist groß und wir buckeln mit unserem Pajero durch einen Fluss und durch die Sträucher. Wo die Straße zu ausgewaschen wirkt lassen wir den Wagen stehen und folgen einem Pfad, der uns durch einen Wald aus Herkulesstauden auf einen der Gletscher bringt.
Wir kämpfen uns über das sehr fragile Geröll bis wir auf dem Eis stehen und den Blick zurück ins Tal genießen und tolle Fotos schießen können. Zwischen Uli und mir entwickelt sich der geflügelte Kommentar “Möge Lightroom dieses Bild episch machen”.
Dann kehren wir zurück nach Ushguli, lassen die Touristen zurück, die wie die Ameisen ein Törtchen das kleine Örtchen überrennen und folgen der Straße aus dem Ort hinaus weiter tief in den Kaukasus hinein. Laut der Karte müsste die Straße eine Schleife sein und man ihr entlang aus einem anderen Tal heraus in die Ebene kommen. Das Wetter und die Berglandschaft sind traumhaft.
Die Straße schlingt sich lange eng durch die Berge. Wir überqueren einen Pass und sehen immer wieder Schneefelder. Auch dichte Ansammlungen von Herkulesstauden sind überall präsent. Nachdem es wieder bergab geht durchqueren wir zahlreiche Bäche und nasse Wälder.
Lager mit Nahtoderfahrung
Wir finden auf einer Wiese mit geschnittenem Gras eine perfekte Stelle, um beim einsetzenden Sonnenuntergang unser Zelt aufzustellen. Doch bevor wir unser Lager aufbauen halten wir den Atem an. Es lärmt dumpf aus dem Wald heraus. Wie aus Jurassic Park biegen sich die Bäume, als etwas großes sich rücksichtslos durch den Wald vom Hang ins Tal kämpft. Wir können aber nicht erkennen was es ist und warten. Nichts passiert. Dann kommt es doch wieder. Dumpf schmettert es aus dem Wald und die Bäume biegen sich der Reihe nach. Mit einem wuchtigen Aufschlag kommt hundert Meter vor uns ein ausgesägter Teil eines Holzstammes aus dem Gehölz gedonnert und kommt irgendwo auf der Wiese zum Stehen.
Ein weiterer Klotz rollt hinterher und kommt später zum Stehen. Scheinbar arbeiten oben am Hang Holzfäller.
Wir halten einigen Abstand, als wir das Zelt aufbauen und wir sind noch nicht fertig, da kommen schon zwei sehr verdutzte Männer an uns vorbei, denen wir zuwinken.
Wir gönnen uns wieder ein üppiges Abendessen und Vesper aus georgischem Brot, Hirtenkäse, Paprika, Wurst, Obst (Pfirsiche, Trauben, Kirschen) von den Ständen der Bauern, dazu Wein, Bier beziehungsweise Chacha.
Kurz bevor wir am nächsten Morgen Svanetien verlassen kehren wir für ein Frühstück im Café eines kleinen Dorfes ein.
Dort treffen wir zwei junge Stuttgarter, die inspiriert vom gerade in Deutschland populären Reisedokumentationfilms “Weit” nach Georgien aufbrachen, um das Land per Anhalter zu bereisen.
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