Der Weg des nächsten Tages ist sehr anspruchsvoll. Wir starten allerdings wieder erst gegen Mittag. Endlich geht es von der Straße des Fernwanderweges Upplandsleden, dem wir folgen, weg in den Wald hinein. Dort ist es jedoch ein auf und ab über zugewucherte Steine und Wurzeln, sodass ich immer wieder drohe das Gleichgewicht zu verlieren oder mit dem Fuß umzuknicken.
Es fühlt sich an, als hätte ich einen Kühlschrank auf dem Rücken. Die Markierungen sind nicht immer eindeutig, sodass wir immer wieder den Weg verlieren und Zeit mit der Orientierung verlieren.
Christian hat keine Mühe. Nachdem er den Großteil seiner Sachen in Stockholm gelassen hat hüpft er mit lediglich sechs Kilo durch die Gegend. Einem Drittel meines Gewichts.
Es geht an ein paar Seen vorbei, die bei Ausflüglern zum Baden beliebt sind. Abends finden wir eine verlassene Kuhwiese zum übernachten. Nur 15km sind wir auch heute nur gelaufen.
Während ich wieder das Feuer starte erbettelt Christian unser Abendessen. In dem kleinen Ort Länna gibt es wenige Häuser. Er kehrt mit Brot, Wurst und Käse zurück. Die Bewohner meinen es gut mit uns.
Die Wohltäterin sagte auch, dass im Nebenhaus Deutsche lebten, die sich sicher über Besuch freuen würden.
Wir beschließen dort später Hallo zu sagen, doch man kam uns zuvor. Zwei Männer kletterten über den Weidezaun und kamen mit vollen Taschen auf uns zu. Dirk aus Potsdam und sein Nachbar, der Schwede Tobias, stellen sich uns vor und laden sich mit Bier und Gin zu unserem Lagerfeuer ein.
Am nächsten Morgen teilt mir lautes Schnaufen und Stapfen mit, dass wir uns dahingehend geirrt haben zu vermuten, dass diese Wiese von Kühen verlassen wäre. Und die Tiere sind sehr am Geschmack unserer Zeltplanen interessiert. Christian schläft noch tief und fest also wecke ich ihn, damit er sich ebenfalls darüber amüsieren kann.
Er findet es allerdings nicht so lustig wie ich und versucht vergeblich mit Rufen die Kühe zu vertreiben. Ich komme ihm zu Hilfe und mit ein paarmal Klatschen verschwinden auch die neugierigsten Tiere und suchen das andere Ende ihrer Weide.
Dirk lädt uns zu sich zum Frühstück ein und es ist ein Festessen nach den kargen letzten Tagen. Wir tauschen mehr von unseren Geschichten, sortieren mein Gepäck, damit ich nur noch mit dem nötigsten marschiere und lasse den Rest bei ihm.
Dann lädt er uns auch noch ein mit ihm auf dem See zu paddeln. Er hat mehrere Packrafts, wir schwimmen im See, trinken Bier und er genießt die Gesellschaft von anderen Abenteurern.
Dirk selbst hat schon viele der großen Wanderwege in Schweden sowie große Routen in Europa, wie zum Beispiel den legendären GR20, den ich auch schon 2005 lief, bestritten. Dirk ist in toppform, komplett mit allem ausgerüstet und es juckt ihn in den Fingern sofort mit uns aufzubrechen.
Wir wollen abends einkaufen und uns revanchieren, doch wir sind zu spät und die Läden sind geschlossen.
Christian beweist jedoch äußerstes Talent in der Küche und zaubert aus den vorhandenen Vorräten ein ausgewähltes Menü aus mehreren Gängen. Ein schlechtes Gewissen habe ich schon, dass wir den Vorratskeller so geplündert haben.