In unbekannten Republiken

Im Gegenzug hat Jajce im frühen Morgen auch Überraschungen für uns bereit. Die erste offenbart sich uns in Form eines Skorpions, der fröhlich durch unser Zimmer krabbelt.

Unser erster Schock verwandelte sich schnell in Sensationsgeilheit und wir halten alle verfügbaren Kameras auf das verirrte Tier. Kontakt dazu suchen wir aber nicht. Wir packen unsere Sachen und teilen dem Besitzer den Einzug eines neuen Haustiers mit. Seinem Vorschlag, den Skorpion zu töten, folgen wir nicht.




Die nächste Überraschung zeigt sich uns auf den Straßen der Stadt. Plötzlich ist alles dekoriert und Massen an Menschen finden sich ein. Wir finden heraus, dass heute der Jahrestag der Befreiung der Stadt im Jahr 1995 ist.

Unter den Schaulustigen sind viele Schüler, unter anderem eine Gruppe mit dem deutschen Titel „Kultur, Jugend, Natur“. Warum sie sich einen deutschen Namen gegeben haben konnte uns komischerweise niemand erklären.



Getragen wird die Veranstaltung von Soldaten und Politikern der bosnischen Armee und Einheiten der „Kroatischen Republik Bosnien-Herzegowina“ und der Armee Kroatiens, die zu der Zeit an den Bosniern einige Kriegsverbrechen verübten.

Auch, dass die Kroatische Republik Bosnien-Herzegowina noch existiert, überrascht uns.


„Die Kroatische Republik Herceg-Bosna (kroatisch Hrvatska Republika Herceg-Bosna, Abkürzung HR HB oder HRHB) war während des Bosnienkrieges der politisch-geographische Zusammenschluss der mehrheitlich von den Kroaten in Bosnien-Herzegowina besiedelten Gebiete zu einem De-facto-Regime. Sie wurde am 18. November 1991 als Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna (Abkürzung HZ HB oder HZHB) gegründet und bezeichnete sich als „politische, kulturelle und wirtschaftliche Verwaltungseinheit der Kroaten in Bosnien und Herzegowina“.[1]

Nach der Präsentation des (später abgelehnten) Owen-Stoltenberg-Planes, wurde sie am 28. August 1993 von ihrem Präsidenten Mate Boban als Republik mit 30 Bezirken proklamiert[2] und beanspruchte den Status eines autonomen Teilstaates innerhalb der Republik Bosnien und Herzegowina[3], mit der Absicht einer späteren Angliederung an die Republik Kroatien. Die Hauptstadt der HR HB war Mostar[4]; der Regierungssitz lag in Grude.

Das Gebiet war Schauplatz eines Krieges mit Massakern an der Zivilbevölkerung, „ethnischen Säuberungen“ und massiven Plünderungen. Vom Internationalen Strafgerichtshof wurden Mitglieder des Militärs sowie der politischen Führung wegen Kriegsverbrechen angeklagt und verurteilt.“

Quelle: Wikipedia




Wir besichtigen noch die Festung sowie die Altstadt und verlassen Jajce.

Kurz hinter der Stadt findet sich ein kleines Dorf, das aus kleinen Häuschen besteht, die für sich alle Wassermühlen sind.



Darauf gelangen wir gleich in die nächste kuriose Nation. Wir betreten die autonome und unglaublich unbekannte Republik Srpska. Hier leben wiederum Serben, die mit den Bosniern nichts zu tun haben wollen und sich selbst verwalten.

Gleich nach dem Schild der Ländergrenze interpretieren wir aus dem schlechten Zustand der Straße, dass das offenbar nicht so gut funktioniert.



Die Republika Srpska ist neben der Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei Entitäten von Bosnien und Herzegowina (BiH) und liegt in Südosteuropa. Sie existiert seit dem Bosnienkrieg, ist heute mehrheitlich von bosnischen Serben bewohnt und besitzt ein eigenes politisches System mit unabhängiger LegislativeExekutive und Judikative. Die Hauptstadt der Republika Srpska ist laut Artikel 9 der Verfassung die Stadt Sarajevo, die selbst nicht in der Republika Srpska liegt.[4] Als De-facto-Hauptstadt gilt jedoch die mit fast 200.000 Einwohnern größte Stadt Banja Luka,[5] die seit 1998 Regierungssitz sowie administratives, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist.[6][7]

Das Gebiet war ein Schauplatz des von 1992 bis 1995 dauernden Bosnienkrieges. Dabei kam es zu Kriegsverbrechen, darunter dem Massaker von Srebrenica.

Quelle: Wikipedia

Wir folgen wieder unserem Gespür für abgelegene Straßen und finden ein Visitor Center mitten in der Landschaft.

Scheinbar ist das Gebiet bei Kletterern, aber die Saison ist vorbei und wir werden von dem netten Betreiber zu Bier und Kaffee eingeladen.



Die Straße ins Unbekannte führt uns noch weiter, doch irgendwann müssen wir eingestehen, dass unser Opel Crossland seinem Namen leider keine Ehre macht und den steilen Hang der Schotterstraße nicht schafft. Wir drehen um und folgen der Hauptstraße durch die Berge während dem Sonnenuntergang. Unterwegs sammeln wir noch einen polnischen Anhalter, der seine Familie in Kroatien treffen möchte.

So weit fahren wir heute noch nicht und setzen ihn nahe der Grenze wieder aus, bevor wir uns zu einem abgelegenen Etno Dorf begeben und dort zelten. Das Dorf besteht am Ende nur aus einem Holzgebäude und ein paar Hütten für Gäste. Es gibt lokales Essen aus der Küche, hervorragenden Wein und eine Gitarre an der Wand, die nach einem gewissen Alkoholpegel durch Chris und mich einem Härtetest unterzogen wird.