Als wir in der Nacht unserer Ankunft in Kuba von einem Taxifahrer ins Zentrum Havannas gefahren wurden lerntern wir eine erste Meinung zu diesem Karibikstaat kennen. Die Menschen lieben die Nostalgie und die Romantik hinter ihrer Revolution, doch von Amerika-Feindlichkeit herrscht keine Spur und die Menschen sehnen sich nach Konsum. Es gibt kein Internet und kaum Warenimporte aus dem Ausland. Der Traum von einer Selbstverwirklichung schwebt im Kopf der meisten Menschen, die wir treffen. Unser Taxifahrer regte sich über die Kontrollen und die Überwachung durch den Staat sehr auf. Offensichtlich traut der Staat seinen Bewohnern nicht ganz und möchte sichergehen, dass sich auch alle an die festgelegten Regeln halten.
Wir treffen viele Leute unterwegs, tranken viel Mojito mit Menschen, die wir auf der Straße erst kennenlernen tauschen Geschichten aus. Wir hören oft, dass sie Polizei strikt ist und die Kubaner oft von Orten in der Stadt abhält, wo Touristen sind. Ein Habanero erzählte mir, dass er zwei Jahre im Gefängnis verbringen musste, einfach nur weil er versuchte in den von Touristen beliebten Ort Varadero zu gelangen.
Césars Nervosität wächst, sobald wir in die Nähe eines Polizeikontrollpunktes kommen. Dort wird er angehalten und muss sich um Kopf und Kragen reden, denn das nicht lizenzierte Taxifahren ist streng verboten. Daher musste er sich eine Geschichte überlegen. Zu seiner Unterstützung besitzt er tatsächlich selbst eine Casa Particular, deren Gäste wir offiziell sind. Aber eng wird es mit der Erklärung was er mit uns am anderen Ende der Insel macht, wo doch sein Gästehaus in Havanna ist…
Die “Hora Cubana” ist Alltag, aber César ist für einen Kubaner ziemlich pünktlich. Trotzdem hat César, wie in unserer Erfahrung mit allen Kubanern, keinerlei Talent im Einschätzen von Zeit und Entfernung. Auch mit Kartenmaterial kann er nichts anfangen. Um einen Ort unserer Wünsche zu finden kann er sich nicht auf Schilder verlassen, denn es gibt keine. Stattdessen wird alle 200 Meter nach dem Weg gefragt und auch Leute in großer Distanz zum Wagen gepfiffen.
Wir verabschieden uns von Juana-Maria, die wir zu ihrer Einladung in Havanna wiedersehen sollen. Das nächste größere Ziel ist die Stadt Santa Clara, doch bis dorthin machen wir noch eine Stops. Wir halten auf dem Aussichtspunkt eines Berges und betrachten die Umgebung.
An einem Ort nahe der Küste finden wir wieder einen kleinen Nationalpark und erkunden die Mangroven. Ein Führer erklärt uns, welche Krabben hier leben und zeigt uns viele Spezien. Besonders häufig kommen hier die Roten und die Zombiekrabben vor. Besonders letzte sind unsere Favoriten.
Wir sehen viele andere Tierarten, trotz der saisonalen Trockenzeit, darunter viele Vögel, Leguane und Schlangen.
Von den Mangroven fahren wir in die Berge. In den Topes de Collantes gibt es einige Möglichkeiten zu wandern und auch eine wenige Möglichkeiten, dies ohne Führer zu tun. Normalerweise ist das “Rumstreunern” in der Landschaft für Touristen verboten.
Wir können einen faszinierenden Weg durch den zu dieser Jahreszeit recht trockenen Tropenwald bis zu einem verborgenen Wasserfall im Tal marschieren. Das Wasser dort fühlt sich im Gegensatz zur Luft- und Meerestemperatur arktisch an, aber das hält mich nicht auf in die Oase hinein zu tauchen.
Die Straße von den Topes de Collantes nach Santa Clara ist die schönste, die wir erleben. Durch die Berge, tropischen Dschungel mit Ausblick auf das Tal mit einem See, durch Schluchten mit steilen Felsen und Dörfern abseits der Touristenwege kämpft sich unser Lada und streikt, wenn wieder einmal das Kühlwasser kocht und das Motoröl unter Césars Sitz dampft.