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Zurück zu Ein Nomaden und Rentiere…
11. August
Konstantin meldet, dass er kein Auto findet. Also bleibt uns nur die Option das Abenteuer zu wagen über den Fluss Taka Sala nach Batagay-Alyta zu kommen. Wäre dieser Fluss ebenso versiegt wie der Sobopol würden wir bei unserer langsamen Geschwindigkeit mit dem Gepäck zwei Wochen benötigen und es würde knapp mit unserem Rückflug.
Wir besuchen die Evenen mit unsem Anliegen ihre Pferde für den Beginn unserer Reise zu nehmen. Es dauert allerdings bis Mittag – wir dürfen noch am Buffet im Essenszelt teilnehmen – bis wir mit Reitpferden für Uli und mich, einem Packpferd und einem ebenfalls berittenen Führer starten.
Man will uns bis zu einer Stelle bringen, an der wir den Fluss Tara Sala paddeln können. Wir hoffen bis zur Sakkyryr und von dort nach Batagay-Alyta zu kommen.
Einen enormen Vorteil haben wir: es wird nicht Nacht. Wir haben alle Zeit der Welt, abgesehen davon dass es irgendwann kalt wird und abends die Mücken enorm aggressiv werden. Und wir unseren Flug verpassen könnten. Aber momentan zählt nur, dass wir irgendwie zurück kommen.
Die Reise mit den Pferden offenbart sich als traumhaft schön. Wir überqueren Berge, reiten über weite Ebenen und durch seichte Flüsse. Langsam beginnen wieder Nadelwälder. Uli kann nicht reiten und sein Pferd wird – kaum, dass wir das Lager verlassen haben und sein Pferd ausbricht oder einfach stehen bleibt – an den Schweif des Packpferdes gebunden.
Ich freue mich darüber mich an meine Reitkenntnisse zu erinnern und lasse mein Pferd hinterhertrotten oder trabe um die Gruppe. Um Kameras auszutauschen oder für gute Aufnahmen schließe ich immer wieder zu Uli auf.
Abends erreichen wir nach etwa zwanzig Kilometern einen Punkt, an dem der Fluss wirklich tief zu sein scheint. Der Nomade packt die Pferde ab und wir trinken von seinem Tee. Wir bieten ihm etwas von unserem Wodka an, worauf hin er nicht nein sagt – er leert alles, was in der Flasche noch drin ist, in einem Zug aus. Da geht er hin, unser guter russischer Stoff. Wir entlohnen den Mann, worauf er glücklich angetrunken den Heimritt antritt und wir unser Lager aufbauen.
Wir versuchen unser Glück beim angeln, doch es beißt nichts an. Nun sind wir wieder wirklich alleine im Bärenland und haben nun die Aufgabe hundert Kilometer aus eigener Kraft zu bewältigen. Zeit und Entfernungen haben hier in der Wildnis ganz andere Dimensionen.
Ein Kilometer ist plötzlich eine große Entfernung bei all den Hindernissen, die es zu überwinden gibt und den Strapazen, die man überwinden muss. Es rechnet sich nur noch in Tagen, denn alles geht langsam. Die Zeit steht still. Es ist sehr sehr still an diesem Fleck der Erde.
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