Die Stadt der 1000 Fenster



Von Pelenë (das ë hat man hier in vielen Wörtern und ist manchmal ein ö oder ein a) geht es über in eine öde Überlandfahrt in den Süden nach Berat. Wir Jungs wollten zuerst eigentlich in den Norden des Landes, aber zugunsten der Reiseführerin Rovena – in den Bergen gibt es kaum ausgezeichnete Wanderwege und im Internet auch keine Wanderkarten – ändern wir kurzerhand unsere Pläne. Berat hatten wir gar nicht auf dem Schirm, doch wir sind unglaublich froh hier zu sein.

Die mittelalterliche Stadt ist wunderschön und wird auch die „Stadt der 1000 Fenster“ genannt, aus offensichtlichen Gründen. Sie befindet sich in einem Tal, durch das ein beschaulicher kleiner Fluss fließt, ohne es eilig zu haben. An beiden Seiten des Tals schmiegen sich weißgetünchte mittelalterliche Häuser mit vielen kleinen Fenstern an die Hänge. Dazwischen ragen kleine Minarette oder Kirchtürme.



Wir schlendern durch die engen kopfsteingepflasterten Sträßchen, über denen man Wein wachsen lässt. Ein älteres Paar beobachtet uns und ich grüße sie auf albanisch. Daraufhin sprechen sie mich auf albanisch an und an dem Punkt muss Rovena einspringen. Das Paar lädt uns dazu ein, dass wir auf ihr Dach steigen dürfen, weil man von dort aus einen schöneren Blick ins Tal hat. Von dort aus sehen wir, dass auch ein Pfad den Berg hochführt, wo es ebenfalls eine alte Festung gibt. Er sieht steil aus und voller dorniger Büsche und Kakteen. Die Idee dort hochzuklettern ist vollkommen irre, also müssen wir es tun.

Vollkommen außer Puste, aber dafür voller Dornen, kommen wir oben an und stehen vor der Festungsmauer. Rovena klettert kurzentschlossen das bröckelige Mauerwerk hinauf; nach anfänglichen sehr berechtigten Zweifeln klettern wir alle hinterher und stehen endlich oben auf dem alten Gemäuer, das früher ebenfalls ein Bollwerk gegen die Türken war.







Von den Mauern können wir den Sonnenuntergang über dem Tal beobachten, müssen dann aber im Dunkeln auf der Suche nach einer Unterkunft durch die Berge fahren. Rovena will noch bis zu einem Ort namens Skrapar kommen, doch ich streike dagegen im schwarzen Nichts weiter durch Schlaglöcher zu fahren und nahe eines Abhangs in der Nacht unbeleuchteten Karren, Ziegen oder Kühen ausweichen zu müssen. So kommt es, dass wir in einem kleinen Ort namens Bogovë landen und Rovena etwas herumfragt.

Es stellt sich heraus, dass das große und einzige Hotel des Dorfes durch eine Hochzeit belegt ist. Nach einigem weiteren Recherchieren findet sie jedoch heraus, dass direkt hinter dem Dorfausgang eine weitere Unterkunft liegt, die uns mit Freuden empfängt. Wir sind die einzigen Gäste dort, man macht für uns extra laut Musik, Essen und Raki und Rovena bringt uns mehr oder weniger erfolgreich albanische Tänze bei. Sie LIEBT es zu tanzen!