Überfahrt mit Hindernissen

Unsere Reise soll nicht um ganz Kuba gehen. Da wäre kaum Zeit gewesen, die Orte wirklich zu erkunden und die Straßenverhältnisse sind katastrophal, daher machen längere Fahrten keinen Spaß.

Wir nahmen uns die Orte Viñales, die berühmte Schweinebucht, sowie die Städte Cienfuegos, Trinidad, Santa Clara und Matanzas vor.



Wir starteten mit Adalberto von Havanna Richtung Westen nach Viñales. Der Mann ist an die fünfzig, nachdenklich und musste sich erstmal daran gewöhnen, langsam mit mir auf Spanisch sprechen zu müssen. Wir passierten ein paar besser aussehende Häuser mit Vorgarten am Rande der Stadt und ich fragte, ob hier die reichen Kubaner leben. „Es gibt keine reichen Kubaner. Es gibt nur Kubaner mit mehr Geld als die anderen.” Er erklärte uns auch eine andere Sache. Zum Frühstück erhalten wir immer einen Teller voll Früchte und wir schwärmten davon, wie gut hier Ananas, Mango und Banane schmecken.

Manchmal gibt es auch Guanaba und Melone. Besonders betonte ich wie gerne ich Papayas mag… was Adalberto sehr lustig fand. Er erklärte mir, hier nennt man das Fruta Bomba. Papaya nennt man hier die weiblichen Geschlechtsteile… Was für uns für pubatäres Vergnügen sorgte und wir nun Adalberto öfter zum Lachen brachten. Er fährt uns mit seinem alten, klapprigen Peugeot über die „Autopista”.




Die größte Gemeinsamkeit zu unserer Autobahn besteht in der Geradlinig- und Mehrspurigkeit. Sonst ist dort quasi kein Verkehr, wenn, dann aber vor allem Pferdegespanne, Cowboys, Fußgänger und andere klapprige Autos noch viel älteren Baujahrs. Am Straßenrand wollen massenweise Leute mitgenommen werden und die Landschaft zeichnet sich durch Ebenen, Palmen und Reisfelder aus.

Wir wollen natürlich nicht nur Autobahn, sondern auch Dinge dazwischen sehen. Da liegen beispielsweise Las Terrazas und Soroa mit schönen Wasserfällen, die wir uns nicht entgehen lassen.



Auf mittlerem Weg nach Viñales versagt das Auto von Adalberto und auch der innere Mechaniker, der in jedem Kubaner steckt, weiß nicht weiter. Wir kommen noch bis zu einer Rinderfarm, wo Gauchos ihr Vieh treiben und das Auto unter für Lupe nehmen. Während sie die Kiste nicht reparieren haben wir Zeit, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Einer der Gauchos kommt mit einem Haufen Schilf auf uns zu. Er erklärt, dass es sich dabei um Zuckerrohr handelt und demonstriert uns, wie man den knabbert.



Nachdem feststeht, dass die Kiste nichts mehr tut, organisiert Adalberto einen neuen Fahrer für uns.

Der reist aus Viñales an und holt uns ab, während Adalberto sich nach Havanna zurück abschleppen lassen muss.



Abschied von Adalberto

Der Freund von Adalberto stellte sich als „El Pumpo” vor, was bei uns für unverstandenes Vergnügen sorgte. Er ist 37, hat Frau und Kinder in Viñales und ist ein echtes Original. Er fährt ein noch vertrauensunwürdigeres Auto, einen Ford Granada Baujahr 65, der sich nicht abschließen lässt, nur einen Hebel für die Fenster – den wir herumreichen – und keine Gurte hat.

Die Kiste lässt sich nur über die berühmten zwei Kabel starten und ist so laut, dass wir uns anbrüllen müssen, wenn wir uns etwas mitteilen möchten. Dafür hupt Pumpo häufiger, als er schaltet. In Viñales hat er überall Freunde und für hübsche Frauen hupt er auch dreimal, begleitet mit einem Pfeifen und Luftküssen.


Fahrer Nummer 2, Codename “El Pumpo

In Viñales kommen wir erst in der Nacht an und zu unserer neuen Casa, die auch Adalberto schon für uns organisiert hat, führt nur ein klappriger Weg durch den Busch. Unsere Gastfamilie nimmt uns in ihrem kleinen Haus mit heller Freude auf. Normalerweise dürfen Kubaner in ihrer Casa Particular nur zwei Zimmer vermieten. Hier existiert insgesamt nur eins und wir teilen uns mit einer Familie ihr ganzes Haus.

Was bedeutet, dass wir auch zusammen auf dem Sofa sitzen und das kleine Kind über uns krabbelt, während der etwas vom Rum angeheiterte Opa Späße erzählt.

Zwei Dinge sollte man übrigens nach Kuba mitbringen, falls man Wert auf eine normale Toilette legt: eine Klobürste und eine Klobrille!