Zurück zu Verloren in den Tälern von Shatili
18.-19. September
Vom Tal von Shatili brechen wir auf zu dem Tal, durch das wir in Georgien eingereist sind. Ich bade noch einmal in dem türkisenen See. Zwischendurch kommen wir an einer Wehrkirche vorbei; das sakrale Bauwerk war durch eine hohe Mauer geschützt und ähnelt einer Burg.
Doch hier sind uns zu viele Touristen und wir verzichten darauf uns in traditioneller georgischer Tracht fotografieren zu lassen.
Wir sind unterwegs zum Kazbek, dem Fünftausender, an dem noch immer Prometheus Ketten zu finden sein müssen. Diesmal haben wir unser eigenes Gefährt dabei und wir biegen bei Stepansminda ab auf den Weg, der uns auf uns auf die Anhöhe vor den berühmten Berg bringt. Dort steht das Kloster von Kazbegi, die Kirche der Dreifaltigkeit, das mit der Kulisse des hohen Kaukasus im Hintergrund das Fotomotiv Georgiens schlechthin ist. Das denken sich die tausend anderen Touristen hier ebenfalls. Die Straße wird ausgebaut und kann nicht befahren werden.
Doch es gibt eine Ausweichpiste, die wir uns mit dutzenden Touristenmarschrutkas teilen müssen. Die Schotterpiste ist der Horror. Ich habe so eine Strecke noch nicht erlebt und die schlägt sogar die kaputten Straßen in Albanien. Es ist sehr steil und vom Regen hat diese enge, staubige Strecke regelrecht Schluchten. Mehr als einmal helfen auch vier Reifen nicht mehr und ich muss zurück- und neu ansetzen. Die Georgier nehmen keine Rücksicht auf Gegenverkehr und wundern sich dann darüber, dass es nicht mehr weiter geht.
Nach langem Kampf gegen die Straße und die Marschrutkas erreichen wir die Anhöhe und laufen einen Hang hinauf. Wanderer kommen uns entgegen, die vermutlich vom Kazbek kommen, den wir jetzt majestätisch, aber in Wolken verhangen, vor uns thronen sehen.
Klare Sicht haben wir auf die Invasion der Touristen auf das arme kleine Kloster, das sicher nicht einmal bei einem Einfall der Tartaren nicht so einen Ansturm erdulden mussten.
Wir lassen die Aussicht weiter auf uns wirken bevor wir dieselbe Strecke wieder zurück fahren. Unterwegs gönnen wir uns wieder ein richtiges georgisches Essen und biegen ab, um die Seitentäler zu erkunden. Es wird später Nachmittag. Im ersten Seitental finden wir verhüllte Menschen. Die Männer tragen lange Bärte, die Frauen Kopftuch. Gerade wird Heu geerntet und bei dem warmen Licht der untergehenden Sonne wirkte die Szene besonders schön.
Wir kamen an einem Mähdrescher vorbei, um dem herum einige Männer standen, die ein Rad wechselten. Auf einem Eselskarren kamen uns ein paar Kinder entgegen, von denen die einen total schüchtern und die anderen ganz aufgeregt waren. Ein paar alte Männer saßen neben einem Turm in einem Dorf auf der Bank. Nach dem Dorf verlief sich die Straße auf den Feldern.
Wir kehrten um und erreichten ein zweites Seitental. Es war sehr karg und Geisterdörfer lagen auf den Hängen. Das Tal bestand aus großem Geröll. Die Sonne ging unter und am Ende des Tals konnten wir den nun wolkenfreien Kazbek im Abendlicht bestaunen. Geradeaus wurde das Tal zu einer Schlucht mit einem sehr wilden Bach. Richtung Kazbek wurde das Tal offen und ein kleines trostloses Dorf lag dort. Und direkt dahinter ein kleiner Militärposten.
Ein Mann ging dort taper eine Reihe Sandsäcke auf und ab und machte dann unter einem getarnten Unterstand Pause. Er wirkte nicht so, als wolle er Souvenirs verkaufen.
Wir schlugen kurzerhand im Geröll unser Zelt auf und erwarteten den nächsten Tag, während im Hintergrund die Hunde des Dorfes keinen Augenblick Ruhe gaben.
Wir fahren nach Osten und verlassen die vielbefahrene Heerstraße, um schönere Seitenpisten zu finden. Wir kommen durch Wälder und an einsamen Häusern vorbei. Die Schotterstraßen werden immer abenteuerlicher und immer wieder brauchen wir den Allrad. Uli ist sehr erstaunt darüber wie braun gebrannt die Landschaft aussieht. Als er in Georgien war blühte alles in sattem Grün. Mir wird unsere Richtung suspekt und ich schlage unseren Weg in Google Maps nach. Und siehe da, es stellt sich heraus, dass wir gerade im Begriff sind Georgien zu verlassen und nach Südossetien zu kommen. Für die Osseten ist das kein Problem, ihre kleine Republik ist in ihren Augen autonom, legitim von Georgien abgespalten und freut sich über Touristen.
Russland unterstützt den Separatismus, weswegen eine Ein- und Ausreise nach Südossetien von Norden aus unproblematisch ist. Die Rückkehr nach Georgien mit südossetischem Stempel ist allerdings in den Augen der georgischen Justiz ein Akt des Landesverrats und es gibt Fälle – ein Holländer hat von seinem ein Buch geschrieben – in denen das für Ausländer mit mehrjährigem Gefängnis bestraft wurde. Das wollen wir nicht riskieren und brechen unseren Kurs rechtzeitig ab.
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