Húsey ist ein Bauernhof fernab der Zivilisation und nur über eine lange Schotterpiste zu erreichen. Wir lesen in unserem Reiseführer über diesen Ort und es klingt sehr verlockend. Ein Fluss führt durch das Tal in Richtung Meer und wir sehen im Licht der untergehenden Sonne faule Seehunde am Strand ihre Köpfe nach uns ausstrecken. Wir verlassen uns auf unser Glück und dass man dort ein Bett für uns hat. Und natürlich haben wir wieder Erfolg. Man ist über unsere spontane Ankunft etwas verwundert, aber da keine Saison ist gibt es genug Platz.
Zum ersten mal erleben wir, dass jemand Bargeld von uns haben möchte. Die Kreditkartenmaschine ist kaputt und wurde noch nicht repariert, weil es bis zum “Sommer” ja noch viel Zeit ist. Zum Glück war Chris vorsichtig genug doch ein paar Kronen mitzunehmen, die gerade für uns reichen.
Der Ort ist traumhaft schön. Mitten in einem weiten Tal aus schneebedeckten Bergen, das im Meer endet, liegt träumerisch dieser Bauernhof, der von seinen Farben nicht isländischer aussehen könnte.
Der Bauer spricht sogar gut genug deutsch, um sich mit uns zu unterhalten. Er bietet uns quasi den ganzen Gästebereich an. Außer uns gibt es noch zwei deutsche Praktikantinnen, die mit den Pferden aushelfen, und eine ältere Dame aus Deutschland, die hier regelmäßig lange Ferien macht. Da sind wir ja richtig und wundern uns nicht, warum der Isländer so gut deutsch spricht.
Die Dame runzelt etwas die Stirn, als wir pragmatisch aus dem Proviant, den wir dabei haben, eine Spaghetti “Köttbullar” kochen, in Ermangelung einer italienischeren Lösung. Sie erzählt uns aber viel über die Landschaft und die freundliche Familie, bei der sie immer wieder bleiben kann.
Die eine Praktikantin kommt zu uns und fragt, ob wir am nächsten Morgen reiten gehen wollen. Eigentlich hatte ich das Thema für die Reise abgehakt, da ich nicht wie ein Idiot mit 20 anderen Touris im Gänsemarsch der Pferde durch die Landschaft spazieren wollte.
Hier ist die Aussicht auf Abenteuer aber eine andere. Wir sind für uns und wir sind hier in einer ganz besonderen Landschaft zwischen den Bergen und am Meer. Am Strand haben wir die Seehunde gesehen und die Landschaft ist komplett verlassen. Wir sagen zu.
Während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, es aber die ganze Nacht nicht dunkel wird, sitzen wir gemütlich in unseren Sesseln des Wintergartens, trinken Whisky und beobachten die Rentierherden, die vorbeiziehen.
Die isländischen Pferde sind etwas besonderes. Die Wikinger brachten sie einst auf die Insel und die Tiere passten sich bestmöglich an. Die Pferde sind relativ klein und sehr robust. Die Isländer mögen es gar nicht wenn man sie Ponys nennt.
Besonders ist auch eine spezielle Gangart der Pferde. Durch die Weiten, in denen viel Moos und Büschel scharfen Grases wächst und man besser zwischen diesen kleinen Inseln aus Pflanzen läuft haben die Tiere neben dem Gang, den Trab und dem Galopp den Tölt für sich entdeckt. Kein anderes Pferd läuft so.
Da ich schon Erfahrung im Reiten habe fällt mir der Ausflug sehr leicht. Uwe und Chris haben etwas mehr Schwierigkeiten, kommen aber unter Anleitung zurecht. Wir reiten aus und werden belohnt. Wir reiten zum Strand und das Wasser entlang. Es hat keinen hohen Wellengang und wir können durch das Wasser reiten.
An manchen Stellen galoppieren wir, sodass uns der Wind durch die Haare fährt. Oft tölten wir doch und lerne diesen Gang sehr zu schätzen, denn er ist sehr weich und entspannend. Für dieses Gelände ist der Tölt ideal.
Wir können viele Seehunde beobachten, die hier gemütlich am Strand liegen. Dann werden wir plötzlich von Vögeln attackiert. Es handelt sich um Raubmöwen, die ihre Nester verteidigen, die hier relativ schutzlos einfach auf dem Boden liegen. Ständig schlägt etwas gegen meinen Helm. Er scheint nicht nur vor Stürzen zu schützen.
Der Bauer steigt ab und greift zu. Er schnappt sich einige der Eier, knackt ein paar direkt und schlürft sie aus. So läuft es hier draußen in der Natur Islands.