73 km nach Russland

1. September 2017


Nun sollte das richtige Abenteuer beginnen, die Fahrt mit dem antiken sowjetischen Kampfkleinbus UAZ. Wir hatten es lange geplant, den Road Trip – besser: die Shopping Tour – nach Russland. Mein Freund Uli besaß seit kurzem einen UAZ, den er ihm in der Slowakei in die Hände gefallen war. Bei westlichen Autoliebhabern ist die Automarke Uljanowski Awtomobilny Sawod unverständlicherweise unbekannt, doch die Kiste hat Potential. Jenseits des Eisernen Vorhangs sieht man ständig die kleinen “Brotdosen (Buchanka)” mit ihrem praktischen Vierradantrieb herumfahren.

Der Motor und der Aufbau des Wagens sind unglaublich einfach und vor allem leicht austauschbar. Für Ulis große Pläne genau das Richtige, genau wie für mich. In einem Reiseforum fanden wir heraus, dass wir beide den gleichen großen Traum teilen. Darum sollte es losgehen mit Vorbereitungen und ich versuchte Uli beim Ausbau des UAZ so gut und oft es geht zu helfen – wie es bei einer Entfernung Düsseldorf – Fürstenfeldbruck eben möglich ist.






Nun waren wir soweit für die erste Jungferntour. Es müssen nach wie vor viele Teile besorgt werden, was in unserer westlichen Hemisphäre nicht einfach zu sein schien. Also mussten wir wohl über die Grenze vordringen in die tiefe gefährliche Postsowjetzone, um uns mit Teilen einzudecken.

So spannten wir den Plan, mit dem guten UAZ seine erste Bewährungsprobe zu machen: Eine Fahrt nach Sankt Petersburg!


Der Plan


Die Realität


Ich fuhr mit all meinem Gepäck zu Uli nach Fürstenfeldbruck, um von dort zu starten. Wir mussten jedoch noch unsere Sachen einladen und uns in kaltem, strömenden Regen vorsorglich mit Ersatzteilen und Werkzeugen und ebenfalls mit Proviant eindecken. Wir brauchten ebenfalls neues Öl, da wir bei einer ersten Fahrt sehr viel durch einen undichten Ölfilter verloren hatten.

Es war bereits nachmittags als wir aufbrachen und zum Abendessen noch bei Ulis Eltern vorbei schauten. Danach fuhren wir noch eine Weile im Dunklen, bevor wir in einem Wald unser Nachtlager aufschlugen – wir schliefen im Wagen, denn draußen regnete es immer noch in Strömen.




Am nächsten Tag passierte es. Wir starteten in den Tag etwas unterkült, doch von Tee und Keksen gestärkt, und machten uns daran, erst einmal die Quelle eines nervigen tackernden Geräusches ausfindig zu machen, das uns am Vortag genervt hat.

Nach einiges Tests war Uli klar, dass dieses Geräusch nicht an lockeren Benzinleitungen hing, sondern aus dem Motor kam. Er gab der Maschine nur noch kurze Lebenszeit und wir beschlossen zurück zu fahren. Die Russlandreise konnte so nicht mehr stattfinden.




Wir schafften auch nur zehn Kilometer, bis der Motor platzte. Das mangelnde Öl am Tag zuvor musste Teile eines Zylinders beschädigt haben. So schafften wir mit dem UAZ am Ende gerade einmal etwa hundert Kilometer. Der ADAC brachte uns wieder zurück und wir hatten nun plötzlich… Zeit!

Uns blieben einige Wochen Urlaub und wir hatten in der Hand, wohin wir reisen wollten. Mein Vorschlag war es einen Flug zu nehmen und irgendwo vor Ort unseren Road Trip mit einem gemieteten Wagen zu starten. Die Frage war, wohin. Die ganze Welt stand uns offen. Ob Australien oder Südamerika, wir könnten sofort los.

Ich hatte schon einmal vor in den Kaukasus zu reisen. Uli war da schon einmal, doch er fand die Idee gut, denn er mochte die Region sehr. Und er sagte, er habe noch Freunde im russischen Kaukasus, die wir besuchen könnten.

Russische Visa hatten wir auch in der Tasche. Wir entschieden uns für einen Flug nach Sankt Petersburg – was wir ursprünglich sehen wollten – um von dort aus über Moskau nach Wladikawkas, der Stadt im Nordkaukasus, zu fliegen, irgendwie nach Tiflis zu kommen, um von dort aus mit einem gemieteten Geländewagen durch Georgien und Armenien zu reisen. Soweit der an einem Tag entwickelte Plan, den wir nun umsetzen wollten…