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3.-4. August
Morgens warten wir bei strahlendem Sonnenschein auf Konstantin und haben Sorge um den Wasserstand der Flüsse. Es sah karg aus vom Flugzeug und das Wetter verspricht auch kein Wasser.
Der Ural kommt drei Stunden später als verabredet, voll bepackt mit Gepäck und einer Familie mit einem Sohn und einer Tochter auf der Ladefläche, wo wir uns dazu gesellten. Dieser monströse Lastwagen hatte Räder, die groß genug waren um durch jeden Fluss zu fahren und war schwer genug jeden im Wege stehenden Baum einfach umzupflügen.
Die lange Fahrt gestaltet sich als sehr anstrengend. Zwei Fahrer wechseln sich ab, sodass wir kontinuierlich fahren. Die Geschwindigkeit, mit welcher die die Flusskiesel überfährt, lassen uns und das Gepäck in die Luft fliegen und auf die harte Fläche zurückprallen. Zehn Stunden lang. Es wird eine Belastungsprobe für Knochen und Material. Eine Eisenstange bohrt sich durch Ulis Rucksack.
Der Ural kämpft sich durch das Moos eines mückenverseuchten Waldes. Einige umgestürzte Bäume müssen entfernt werden. Für den Fall liegt schon eine Kettensäge bereit. Deren Kette springt zwar, kann aber repariert werden. In der Ferne sehen wir schöne Seen, unter uns sprießen Massen an Preiselbeeren und um uns herum schwirren Wolken aus Stechmücken. Unser Antimückenmittel rettet uns vor dem sicheren Tod durch Ausbluten. Um 23 Uhr bei Dämmerlicht gibt es eine Pause und schneller als wir gucken können prasselt ein Lagerfeuer und Töpfe und Tüten werden hervorgeholt zu einem üppigen Nachtmahl. Konstantin gibt eine Runde Wodka aus. Wir revanchieren uns mit Whisky und Gitarrenspiel.
Dann fahren wir weiter durch die Nacht, in der es nicht dunkel wird. Ab ein Uhr beginnt es wieder hell zu werden. Auf der Lagerfläche versuchen alle zu schlafen beim heftigstem Schütteln. Wir holen uns nur blaue Flecken und unsere Welt besteht nur aus Schmerz.
Wir erreichen das Lager der Rentiernomaden kurz nach Sonnenaufgang gegen sechs Uhr morgens. Es sind nur wenige Zelte verstreut und eine kugelrunde Frau und ein Mann mit lederartiger Haut begrüßen uns und die anderen. Von den Rentieren ist nichts zu sehen. Man erklärt uns, dass die Herde in anderem Tal weidet. Wir werden ins Zelt zum Frühstück zum Frühstück. Es gibt Stücke von Pferdefleisch, Brot und Preiselbeermarmelade.
Dann brechen wir weiter Richtung Pass auf. Auf einer Hochebene mit Wiesen stoppen wir. Pause. Alle gehen erst einmal schlafen. Wir bauen Zelt auf und machen ebenfalls ein Nickerchen. Konstantin kommt zu uns bietet uns Pferde. Angeblich ist der Fluss erst in zwanzig bis dreißig Kilometern befahrbar. Wir stimmen zu eins für das Gepäck anzunehmen, doch wir werden uns mit dem Preis nicht einig. Der Nomadenhüter kommt ebenfalls zu uns und bietet uns Pferde zu einem noch teureren Preis. Wir bleiben stur, lehnen ab und schlafen weiter.
Wir bauen aus kleinen Bäumen einen Schlitten für das schwere Gepäck. Trotzdem unserer Konstruktion ist der Transport des schweren Sacks mit dem Boot und unseren Vorräten sehr mühsam und testen mehrere Zugmöglichkeiten. Wollen uns gerade verabschieden, da bringt man uns einen richtigen Schlitten, macht unsre Sachen darauf, bindet diesen an ein Quad und schon fährt man uns, ohne große Worte zu verlieren, zum Fluss Sobopol.
An einem Platz vor der Schlucht des Flusses halten wir an, um ein Opfer für Berge darzubringen. “Tradition”. Wir verschütten etwas Whisky, während die anderen Zigaretten dalassen.
Wir verschenken den Whisky als Dankeschön, stoßen damit aber alle noch einmal an. Nochmal bringen wir ein Opfer der und alle müssen Becher antippen, bevor getrunken wird.
Wir sind erledigt von wenig Schlaf und der Tortur im LKW. Wir schlagen unser Zelt um die Ecke eines kleinen Wasserfalls auf, der die Quelle des Sobopols repräsentiert. Konstantin und die anderen brechen mit ihren riesigen Gewehren auf und wir sind nun da, wo wir hin wollten – allein, weit weg von jeder Zivilisation im Herzen Sibiriens.
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