Ärger an der blauen Adria



Der Ausflug zu diesem Dorf hat sich gelohnt. Es ist wunderschön auf der Höhe eines Berges mit herrlicher Aussicht, kühlenden Bäumen und Weinranken und ohne eine Spur von Tourismus.

Den erleben wir allerdings entlang der Küstenstraße. Es ist Wochenende und alle wollen entweder ans Meer oder nehmen an einer Hochzeit teil, wodurch auch auch gerne an die fünfhundert Gäste ganze Straßen füllen.

An einem Strand probieren auch wir das kühle Nass, werden aber von den heftigen Wellen extrem durchgespült.

Ein anderer Strand ist etwas angenehmer, doch einsam ist es nirgends. Wir beschließen uns für die Nacht einen Platz am Meer zu suchen, wenn alle anderen wieder Zuhause sind.




Die Serpentinen lassen sich herrlich fahren und das mediterrane Land wird überzogen vom goldenen Schimmer des Abendlichts. Unsere gelassene Stimmung lässt sich auch nicht durch irre Autofahrer trüben, die mit offener Hintertür in rasantem Tempo den Berg heruntersausen und dem Gegenverkehr fast einen Selbstmord beim Ausweichen aufzwingen.

Nach diesem Pass gibt es keine einzige Stelle an der Küste, die nicht bebaut ist. 

In der Zwischenzeit gibt es wieder einen Anruf. Man würde uns morgen einen neuen Wagen bringen. Na immerhin.



Während zur rechten Ziegen eine Tankstelle erobern zieht sich zur Linken eine endlose Reihe Bars den Strand entlang. Der Verkehr an der Küstenstraße endwickelt sich während der Dämmerung von einem handfesten Stau zum Stillstand.

Jeder will wieder vom Strand nach Hause oder zur Austragung seiner Hochzeit.



Es ist schon lange dunkel, da kamen wir in der Stadt Vlorë an, der zweitgrößten Stadt Albaniens und der Mutter allen Verkehrschaos.

Der Verkehr auf Albaniens Straßen ist so schon anarchistisch. Stets wird man von links und von rechts überholt. Jeglicher Gegenverkehr, der davon betroffen sein könnte, wird ignoriert und in den Graben gezwungen. Das sind keine Einzelfälle, aus dem Nichts werden ganze neue Überholspuren eröffnet. Man überholt generell in Kurven. Der Verkehr entpuppt sich als die dunkle Seite der eigentlich stets höflichen Albaner. Die schlimmsten Verbrecher in dem Chaos sind am Ende allerdings Italiener.

In Vlorë werden ganze Straßen, die eigentlich für zwei Richtungen gedacht sind, von der aus einer Richtung kommenden Mehrheit an Autofahrern annektiert und zur Einbahnstraße gemacht. Rechtmäßig entgegenkommende Fahrzeuge müssen in andere Straßen flüchten, um ihr Leben zu retten. Gekennzeichnete Einbahnstraßen werden im Gegensatz dazu aber in beide Richtungen genutzt, was natürlich auch zu Problemen führt – die Straßen sind viel zu eng und aus gutem Grund Einbahnstraßen.

Wir suchen vergeblich nach einer netten, bezahlbaren Unterkunft. Ich bestehe trotz der eingebrochenen Nacht darauf die Stadt zu verlassen und woanders weiter zu suchen. Es ist wirklich spät, bis wir durch die Dunkelheit und Dörfer später ein Hotel fanden, das uns beherbergen und verköstigen konnte. Die Zimmer und das Essen sind gut, wegen geplanten Hochzeit am Folgetag ist außer uns niemand da. Erst am nächsten Tageslicht sehen wir die ganze Schönheit der Anlage von außen.