An der Adria

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Wir mussten wieder nach Norden. Ganz nach Norden, also hieß es erst einmal Kilometer zu machen. Aber das Auto bereitete Probleme. Doch niemand fiel ein unseren offenen Wagen zu plündern. Uns begegnete nie eine Form von Kriminalität, abgesehen von den kontinuierlichen Mordversuchen auf der Straße. Ich umfuhr Saranda und wir fuhren über die Höhen die Küste entlang. Wir scheiterten an einer Stelle daran zu einer schönen Bucht zu kommen, die mittlerweile durch eine Schranke den Grund eines Privatbesitzers schützte. Dafür kamen wir zu Fuß zu einem sehr alten, großteils verfallenen orthodoxen Kloster auf einem nahen Berg. Es gab einen schönen Eindruck von vergessenen Tagen und der verpassten Idylle einer türkisenen Bucht. Dafür war der religiöse Ort von innen erstaunlich alt und respekteinflössend. Der Raum war enorm dunkel, nur kleine Fenster ließen kleine Lichtstrahlen durch die staubige Luft von Jahrhunderten an Kerzen schwarzverrußte Wände erhellen. Ein verdunkeltes Triptychon bildete den Altar und durch den Ruß konnte man an den Wänden verblichene Fresken erkennen.

Rovena wurde vom Priester abgesprochen, während wir die alten Mauern erkundeten. Sie hatte tatsächlich Sorgen auf der Arbeit und führte ein langes intensives Gespräch mit dem alten Mann. Danach ging es ihr besser.

Wir hatten noch immer Probleme mit dem Auto, also wollten wir ein neues. Wir machten Mittagspause, indem wir in irgendein Dorf abfuhren – D.h. Wir mussten einen Berg senkrecht hinauf fahren, um es zu erreichen – und dabei machte ich mit einem Typen unserer Vermietung einen neuen Wagen und einen Treffpunkt klar. Der Ausflug zu diesem Dorf hatte sich gelohnt, es war wunderschön auf der Höhe eines Berges mit herrlicher Aussichts, kühlenden Bäumen und Weinranken und ohne eine Spur von Tourismus.Den erlebten wir allerdings entlang der Straße an der Küste. Es war Wochenende und alle wollten ans Meer. An einem Strand probierten wir ebenfalls das kühle Nass, wurden aber von den heftigen Wellen extrem durchgespült. Ein anderer Strand war etwas angenehmer, doch einsam war es nirgends. Wir beschlossen uns für die Nacht einen Platz am Meer zu suchen, wenn alle anderen wieder Zuhause wären. Wir kamen über einen fantastischen Pass und durch am Klippen gelegenen Dörfern.

Die Serpentinen ließen sich herrlich fahren und das mediterrane Land überzog der goldene Schimmer von Abendlicht. Die gelassene Stimmung ließ sich auch nicht durch irre Autofahrer trüben, die mit offener Hintertür in rasantem Tempo den Berg heruntersausten und jeglichem Gegenverkehr fast einen Selbstmord beim Ausweichen aufzwangen.Doch nach diesem Pass gab es keine einzige Stelle an der Küste, die nicht bebaut war. Während zur rechten Ziegen eine Tankstelle eroberten zogen sich zur Linken eine Bar nach der anderen den Strand entlang. Der Verkehr hatte sich ebenfalls zuerst zu einem handfesten Stau und dann zum Stillstand entwickelt. Es war schon lange dunkel, da kamen wir in der Stadt Vlorë an, der zweitgrößten Stadt Albaniens und Mutter allen Verkehrschaos.Der Verkehr auf Albaniens Straßen war so schon anarchistisch. Stets wurde man von links und von rechts überholt, jeglichen Gegenverkehr, der davon betroffen sein könnte, ignoriert man einfach und zwingt diesen in den Graben. Das macht auch nicht einer, es werden ganze neue Überholspuren eröffnet. Man überholt generell in Kurven. Der Verkehr entpuppt sich als die dunkle Seite der eigentlich stets höflichen Albaner. Die schlimmsten Verbrecher in dem Chaos waren am Ende allerdings Italiener.

In Vlorë wurden ganze Straßen, die eigentlich für zwei Richtungen gedacht waren, von einer Richtung und Überholern annektiert und zur Einbahnstraße gemacht. Gekennzeichnete Einbahnstraßen wurden dafür aber in beide Richtungen genutzt, was natürlich Probleme gab – die Straßen waren viel zu eng und aus gutem Grund Einbahnstraßen. Wir suchten vergeblich nach einer netten, bezahlbaren Unterkunft und ich bestand darauf die Stadt zu verlassen und woanders weiter zu suchen. Es war wirklich spät, bis wir durch die Dunkelheit und Dörfer später ein Hotel fanden, das uns beherbergen und verköstigen konnte…

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