Südgeorgische Unwetter

Zurück zu Die Alpen von Swanetien

23.-26. September



Wir sind auf dem Weg zur Stadt Kutaisi. Unterwegs machen wir halt an einer Sehenswürdigkeit, der “Höhle des Prometheus”. Dabei handelt es sich um eine riesige Tropfsteinhöhle,

die zwar für Touristen durch Treppen, Geländer, bunte Beleuchtung und stiltypischer monumentaler Musik zum Freizeitpark pervertiert wurde, trotzdem aber nicht minder beeindruckend ist.


Die Höhle des Prometheus


Wir erreichen Kutaisi und besorgen uns rasch in einem Café mit Internet eine Unterkunft. Dann erkunden wir die Stadt, wagen uns mit einer antiken Seilbahn über das ausgewaschene Flussbett auf den schrottigen Freizeitpark auf dem Hausberg.

Dort gibt es allerdings nicht viel zu erleben; es wirkt wie ein Lost Place. Wir kehren nach einem leichten Regen im Dunkeln zurück und bestaunen die kunstvoll bunt beleuchteten Brücken.


Kutaisi


Die Unterkunft passt zu uns



Wir kehren rechtzeitig in einem originellen georgischen Lokal ein, als draußen die Welt untergeht. Ein Sturm bricht los, Gegenstände fliegen durch die Straßen und ein Starkregen beginnt, begleitet von Blitz und Donner, der auch über Stunden nicht aufhört und die Stadt buchstäblich unter Wasser setzt.

Die Straßen verwandeln sich in Flüsse und die sich durch die Wassermassen kämpfenden Autos sind kurz davor den Halt unter den Rädern zu verlieren. Bei feinstem georgischen Wein starren wir aus dem Fenster und beobachten die Katastrophe.



Der Wirt findet uns cool und gibt uns seinen besten Wein aus.

Gerade bekommen wir unser Essen, als der Strom ausfällt. Außer uns sind nur ein paar wenige Georgier im Lokal und es wird sofort wild diskutiert. Ein paar Smartphones werden gezückt und die Lichter der eingebauten Taschenlampen tanzen umher. Uli und ich greifen einfach in unsere Taschen und ziehen die Stirnlampen heraus, die es uns erlauben ungerührt unser Mahl zu genießen. Es sind die leckersten Pommes Frites, die ich jemals gegessen habe.

Das Gelächter ist groß und die anderen Gäste fragen uns, wo wir her sind. “Aaahhh, of course” schallen die Georgier, als sie hören, dass wir Deutsche sind. Gibt es da Vorurteile? Das Licht geht wieder an und ein beleibter Mann kommt zu uns. Er stellt sich als der Besitzer des Lokals vor, erkundigt sich nach unserer Reise und spendiert uns seinen besten Wein.


Die winzige Schlucht von Martvili

Auch am nächsten Morgen ist noch kein Strom zurückgekehrt. Wir fahren nach Norden, weil wir von der Schönheit des Martvili Cañon gehört haben. Dieser entpuppt sich als tatsächlich sehr schön, aber auch als Touristenfalle. Die Schlucht ist mittlerweile eingezäunt und nur an einem Tickethäuschen vorbei erreichbar.

Danach muss man sich ein paar wenige Meter mit einem kleinen Boot um zwei Kurven staken lassen und das ist es. Es ist enttäuschend.



Über den Baumwipfeln in Orutse

Etwas spektakulärer ist eine lange Brücke über den Wald von Orutse. Dort hat man einen Steg an einen senkrechten Felsen angebracht und kann relativ luftig in schwindelerregender Höhe über die Wipfel laufen.

Wir begegnen einer georgischen Schulklasse, die uns genauso interessant finden wie die Aussicht. Einer spricht mich an und fragt, ob ich aus Schweden bin, dann machen wir ein paar Selfies zusammen.



Das sowjetische Observatorium

Wir haben von einem Observatorium gehört, das man besuchen kann. Wir fahren lange durch ein Gebirge

und haben von den Gipfeln hervorragende Aussicht auf die Wolkendecke unter uns, bis wir die Station erreichen.





Es handelt sich bei dem Gebäudekomplex des Observatioriums hauptsächlich um ein Museum, das zu Sowjetzeiten jedoch eines der wichtigsten astronomischen Einrichtungen der Union war. Wir sind nicht angemeldet und man will uns abweisen, aber ein Sicherheitsbeamter kommt hinzu und bittet uns herein. Er ist entspannt, erklärt uns, dass Besuche für gewöhnlich nur für Gruppen stattfinden, aber er lässt uns zu einer anderen Gruppe hinzu. Eine Führung mit Demonstration des Teleskops kostet jedoch umgerechnet zehn Euro, was fast allen Teilnehmern der Gruppe zu viel ist.

Also erhalten wir fast eine Privatführung durch die Sternwarte durch einen älteren Herren, der damals an diesem Ort arbeitete. Unter großem Getöse setzt er die alte Mechanik in Gang und öffnet die Dachluken des alten Observatoriums. Wir haben Glück und rechtzeitig hat der Himmel aufgeklart. Mit Knöpfen und Hebeln bewegt er das riesige Teleskop und wir können die Krater des Mondes und die Ringe des Saturn zählen.



Der nächste Morgen…

Achalziche

Wir zelten nicht weit entfernt an einer guten Stelle, zu der wir allerdings im Dunkeln einen seichten Bach überqueren müssen. Wir fahren nach Achalziche, einer Stadt, die prägnant für ihre gewaltige orientalischen Festung auf dem Berg im Herzen der Stadt ist.

Wir stärken uns mit Alchapuli zum Frühstück und zählen die letzten Lari in der Tasche. Es geht auf die Einreise nach Armenien zu und wir wollen nicht extra noch einmal Geld abheben.






Die Höhlenstadt Wardzia


Wir fahren weiter bis zur beeindruckenden Höhlenstadt Wardzia. Hier sollen vor hunderten von Jahren bis zu 30.000 Menschen gelebt haben. Häuser, Wohnungen, Gänge und Treppen wurden hier in den Sandstein geschlagen und bilden ein ausgefeiltes Labyrinth. Die Fahrt nach Wardzia ist ebenso beeindruckend, da die Schluchten entlang von den Ruinen zahlreicher Festungen geziert werden.

Von außen ähnelt diese “Stadt” einem Terminenhügel und es ist kaum vorstellbar, dass diese Höhlen über die gleiche Infrastruktur verfügte, wie jede andere europäische Stadt des Mittelalters.







Von Wardzia aus nähern wir uns nun unserem nächsten großen Ziel: Armenien. Durch die Ausläufer des Kleinen Kaukasus durchqueren wir das Niemandsland. An einem Fluss sehen wir einen uralten Eisenbahnwagon, der vermutlich als Brücke gedient hat. Jetzt muss diesen Weg hoffentlich niemand mehr nutzen müssen.

Wir erreichen die Grenze Armeniens, aber uns fehlt ein Dokument. Als wir den Wagen umtauschten hat man versäumt uns für den neuen Wagen eine Erlaubnis der Agentur auszustellen, dass wir das Land Richtung Armenien verlassen dürfen.




Also müssen wir in die nächste Stadt nach Ninozminda zurückkehren und warten, bis uns ein Kurierfahrer aus Tiflis das benötigte Dokument bringt. Es gestaltet sich als sehr langatmig. Die Stadt hat nichts. Morgens haben keine Cafés auf und die Landschaft hat nichts besonderes zu bieten.

Wir müssen einen Tag lang warten und fahren um die Stadt über die Felder. Wir erreichen einen See, der ein Freizeitparadies für Störche zu sein scheint und entspannen dort, bis wir den Kurier treffen und mit allen nötigen Unterlagen Georgien verlassen können.



Weiter nach Armenien