Auf der Strecke hält uns ein eingegenkommendes Auto mit Lichthupe an. Wieder macht uns ein Fahrer auf unser schleifendes Plastikteil am Unterbau aufmerksam. So nett, diese Albaner.
Wir erreichen das Valbona-Tal zur Mittagszeit und merken sofort, dass wir ein verborgenes Märchenreich betreten.
Die Bergspitzen bilden ein wildes Muster, die Wälder strahlen Idylle aus, durch die Mitte schlängelte sich ein Bach mit breitem Kieselufer und abwechselnd auch schmalen Schluchten, über die kleine Brücken führen. Die leuchtende Sonne ließ alle Farben in voller Sättigung scheinen und alles in allem wirkt dieses Bild auf uns so, als wenn Bob Ross gerade erst seinen Pinsel abgesetzt hat.
Wir begegneten einigen Wanderern, denn hier führt der “Peaks of the Balkans” hindurch, ein Weg, der die höchsten Berge des Balkans durch Montenegro, Albanien, Nordmazedonien und den Kosovo durchquert.
Von ein paar Deutschen dürfen wir uns ein Foto ihrer Wanderkarten für unsere Tagesausflüge machen.
Ich kann Chris und Uwe sogar endlich zu etwas richtig Verwegenem überreden: Wildcampen!
Wir finden einen herrlichen Platz nahe eines lichten Waldes und einem ausgetrockneten Flussbett. Eventuelle Bärenbesuche fürchten wir nicht, da wir mit Uwes Schnarchen ein äußerst wirkungsvolles Abwehrsystem haben jegliche Lebensform, die über akustische Sinnesorgane verfügt, in weiter Entfernung zu halten.
Wir bauen unsere Zelte auf und gehen die erste Tagestour an. Wie sich herausstellt führt die Route senkrecht den Berg hinauf zu einem großen Findling, wo wir pausieren und den Blick ins Tal in vollen Zügen genießen.
Der Nachmittag schreitet voran und die Wärme des Lichts nimmt zu. Wir möchten trotzdem noch eine weitere Wanderung machen. Dank der Wanderer finden wir auf der abfotografierten Karte eine weitere geeignete Route. Die führt uns durch den Wald und zu einem kleinen Teich, der allerdings ausgetrocknet ist.
Wir gönnen wir uns ein gutes Abendessen in einer Holzhütte mit kaltem Bier, überbackenem Ziegenkäse und Gänsefüßepastete. Was will man mehr?
Zurück bei den Zelten bleiben wir auf unserer Picknickdecke liegen und blicken Stunden lang auf die ungefilterte Milchstraße.
Am Morgen werden wir von jungen Lichtstrahlen geweckt, die ihren Weg durch die Felsspitzen bis zum Boden des Tales suchen.
Wir packen unsere Sachen und beschließen, dass es noch nicht zu spät für eine weitere Wanderung ist.
Letztendlich brechen wir wieder auf und verlassen das Tal in der Richtung, aus der wir gekommen sind. Wir brauchen nur kurze Zeit für die wenigen Kilometer, um an die Grenze zum Kosovo zu gelangen.
Wir sind sehr neugierig darauf, was wir hier sehen werden.