Die Sufis haben sich vor vielen Jahrhunderten an diesen Ort zurückgezogen, um ihre Ruhe zu haben. Das Kloster Blagaj liegt zum Fuße eines steilen Berges an einer Höhle, aus der ein Fluss ins Freie führt.
Mit der Ruhe war es jedoch dann vorbei, als es das Wort „Tourismus“ ins Lexikon schaffte.
Am Tor des Klosters wird ein bescheidenes Eintrittsgeld verlangt und am Ufer des Flusses entlang finden sich mehr Restaurants als Sufis im Kloster.
Wir finden das natürlich auch skandalös und bestrafen das Lokal, das am nächsten zu dem heiligen Ort liegt, mit unserer Anwesenheit. Ein herrliches Essen, guter Wein und die schönste Aussicht an diesem von Touristen schon verlassenen Ort können diese Schändung des Ortes nicht vergessen machen.
Im kleinen Ort Jasna finden wir eine Bleibe für die Nacht. Die Familie nutzt ein Haus ihres Hofes als Unterkunft.
Wir bekommen leckeren Wein und verbringen noch einige Stunden in der warmen Sommernacht im Gespräch mit unseren Gastgebern. Wir haben dadurch die Chance etwas mehr über die verfahrene Lage im Land zu erfahren, in dem die Bosnier nur ein kleiner Teil ihres Landes sind, das sich sonst noch kroatische und serbische Lager sein.
Lektion über Bosnien & Herzegowina: Minderheit im eigenen Land
Menschen, die in Herzegowina leben, bezeichnen sich als Kroaten, auch wenn sie schon gar keine Verwandtschaft mehr in Kroatien haben. Dasselbe gilt für Serben, die sogar in Bosnien die autonome Republik Srpska ihr Territorium nennen. Im Jugoslawienkrieg wollten Serbien und Kroatien sich ihre kulturellen Scheiben des Kuchens aus Bosnien abschneiden. Aber das ist nur ein kleiner Teil der großen Geschichte. Bosnier und Kroaten kämpften auch gegen Serben, jede andere Konstellation existierte aber ebenfalls durch den Krieg hinweg. Es war auch ein Glaubenskrieg, denn die Bosniaken sind Muslime und die anderen sind Christen. Die Christen sind allerdings orthodox, aber auch katholisch. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien war nach dem Tod des Diktators Tito zerbrochen und ein Land nach dem anderen erklärte seine Autonomie, allerdings mit den maximal möglichen Vorteilen für sich. Am Ende bekam niemand, was er wollte, dafür gab es aber Millionen tote Menschen und noch bis heute sind ganze Landstriche unbetretbar, da man die Positionen der Landminen nicht mehr weiß.
Der junge Mann am Tisch erklärt uns eine kroatische Flagge mit einem Symbol, die wir häufig im Süden Bosniens sehen. Ein erklärtes Ziel der Bewegung mit dieser Flagge ist die Angliederung dieses Teils an Kroatien.
Tausende Tote gehen auf das Konto dieser Bewegung im Krieg.