Die Essenz Islands

Die gesamte Route


Wir besuchen noch ein paar weitere Wasserfälle im Westen der Insel. Der erste ist der Barnafoss; eigentlich eine Stromschnelle durch eine enge Schlucht.

Noch beeindruckender ist der Hraunfoss. Das Wasser ist azurblau und aus allen Richtungen kommen kleine Wasserläufe zusammen, sodass eigentlich 1000 kleine Wasserfälle einen großen zusammen bilden.

Mit dem satten Grün der Vegetation, dem tiefen Blau des Wassers und der strahlenden Sonne haben wir in diesem Augenblick das Gefühl uns nach Kroatien versetzt zu haben.



Schön ist es hier so wirklich keinen Zeitdruck zu haben, doch unsere Fahrt ist fast vorüber und wir blicken zurück auf die Essenzen dieser Reise:

Abgesehen davon, dass unsere oberste Regel lautet “kein Stress”, kommen einem in Island im Sommer die Tageszeiten entgegen – es gibt keine. Wir können auch um Mitternacht das Zelt im Hellen aufbauen. Komisch ist es aber schon seit zwei Wochen keine Dunkelheit mehr erlebt zu haben. Das kenne ich aber zumindest schon aus Alaska.

Traditionell trinken wir abends zu unserem Süppchen immer ein isländisches Bier – ein Leichtbier wohlgemerkt, die zwar fast keinen Alkohol haben, aber richtig gut schmecken. Kein Vergleich zu unseren alkoholfreien Biersorten. Bier *mit* Alkohol ist hier auch absolut unerschwinglich. Will der Isländer es denn mal hochprozentig gibt es den Brennivin, eine mild schmeckende Variation aus Korn und Aquavit mit einer Note Kümmel. Ein netter alter Isländer, dessen Haus dort schon seit 137 Jahren in Hand seiner Familie ist, ließ uns eine halbe Flasche davon *probieren*. Wofür wir uns mit unserem Whisky revanchierten.

Allgemein würde ich meine Theorie vom Anfang bestätigt sehen. Die Isländer sind allgemein sehr zurückhaltend, besonders die Frauen sind ziemlich spröde und wortkarg, von Ausnahmen natürlich abgesehen. Die Männer kommen leichter mal aus sich raus und lassen sich sogar mal zu Smalltalk oder gar einem Scherz hinreißen…

Wenn man nach Island reist sollte man nicht sehr viel sentimentalen Wert auf seine Ausrüstung oder Kleidung legen. Die Lavafelder zehren enorm an der Substanz, da das Geröll sehr spitz, scharf und locker ist. Zwangsläufig stolpert man oder bleibt irgendwo hängen. Meine Handschuhe sind ruiniert, meine Hose hat ein Loch am Knie und meine nagelneue Kamera inklusive der Objektive haben schöne tiefe Erinnerungskratzer. Aber das gehört zum Outdoor Charakter und es macht gerade Spaß darauf zu pfeifen, dreckig zu sein und zu stinken.

Probleme hatten wir bei unseren zahllosen Wanderungen. Die Markierungen an den Wegen sind absoluter Mist, was aber zum Teil dem Winter zu schulden ist, der gutgemeinte Holzpflöcke einfach zertrümmert. Alternativ hat man versucht Steintürmchen am Weg aufzubauen, die von Schnee, Eis und Wind aber ebenfalls nicht lange in Form bleiben. Und gerade auf Lavageröllfeldern ist die Schnitzeljagd nach Steinmännchen besonders lustig. Man bekommt gratis noch viel mehr von der Umgebung. Lavagräben und Steilhänge zum Beispiel…

Als Fazit der Reise muss man sagen: die Insel ist der Wahnsinn, wenn man Spaß am Wandern und atemberaubender Natur hat. Hier wird jeder zum Hobbygeologen, weil die Gesteinswelt von Form, Farbe und Schichten wirklich jedem von seiner Außergewöhnlichkeit ins Auge sticht und jeden zweiten Stein aufheben und bestaunen lässt. Die Insel ist ein Pferdeparadies, denn *überall* stehen diese wunderschönen Tiere dekorativ rum und stürmen sogar auf einen zu, wenn man sich nähert. Ihre Aufgeschlossenheit haben die Isländer irgendwie auf ihre Pferde übertragen…

Island ist nicht billig, aber mit wenig Ansprüchen und einem eigenen Schlafsack kommt man weit. Noch günstiger wird es, wenn man ein Zelt und einen Campingkocher hat. Die Wanderungen sind großartig und bieten einfach alles, ob Berge, Meer oder wie zuletzt, den 228 Meter hohen Wasserfall Glymur, aber mit der häufigen Belohnung einer heißen Quelle, in die man hinein springen und seine Muskeln entspannen lassen kann.

Das Wetter hier… wir hatten mal wieder viel Glück und nur einen einzigen wirklichen Regentag, aber generell schadet ein dickes Fell und unerschütterliche gute Laune nicht für den Fall, dass es umgekehrt ist…




Auf Wiedersehen, Island. Es war eine Freude!